Wie in vorangegangenen Artikel bereits beschrieben, ist Waldbaden oder Waldtherapie eine achtsame Auseinandersetzung mit der natürlichen Umgebung des Waldes. Die aus Japan stammende traditionelle Praxis kann geführt oder alleine stattfinden und soll bei Stress und Depressionen helfen.
Bei diesem Beitrag zu Waldbaden interessiert uns ein anderes Thema. Wir wollen uns diesmal damit beschäftigen, ob Zeit im Wald die kognitive Leistung steigern kann. Hier gibt es zwei verschiedene Ansätze, die wir beide beleuchten wollen. Einerseits geht es darum, wie Waldbaden an sich unsere Kognition und unsere Aufmerksamkeit fördern kann. Andererseits wurde viel untersucht, wie sich die natürliche Umgebung beim Wohnen und Lernen auf die akademische Leistung auswirkt.
Der Wald und unser Verstand
Es ist bei der Durchsicht des aktuell verfügbaren Studienmaterials relativ schnell ersichtlich, dass Waldbaden auch bei unserer kognitiven Leistungsfähigkeit unterstützend wirkt. Zeit im Wald kann laut diverser Studien unsere kognitive Leistung, unser Arbeitsgedächtnis (zuständig für das Verarbeiten aufgenommener Reize) und die Fähigkeit zur flexiblen Verhaltensanpassung verbessern. Auch die Kreativität kann durch Waldbaden gesteigert werden.
Kinder mit Zugang zu natürlicher Umgebung oder begrünten Schulen erreichen in den Studien bessere schulische Leistungen und zeigen eine bessere geistige Entwicklung und geistige Leistung. Außerdem fühlten sich Schüler:innen in Schulen mit Grünflächen besser erholt.
Auch in älteren Personengruppen wirkt Natur: Studien zeigten, dass Kontakt mit natürlicher Umgebung das Risiko für Demenz in älteren Erwachsenen senkt. Eine andere Studie macht deutlich, dass es dafür essenziell ist, mit dieser Natur auch in Kontakt zu treten: So steigerten Park Spaziergänge bei Senior:innen die kognitive Leistung und regelmäßiges Gärtnern reduzierte das Demenzrisiko. Die Grünflächen rund um Altenheime alleine scheinen aber keine Auswirkungen auf die kognitive Leistung zu haben. Dies ist wohl ein Hinweis, dass man mit der Natur interagieren oder zumindest aktiv in der Natur, beispielsweise im Wald, verweilen sollte.
Warum hat Waldbaden diese Wirkung auf unsere Gehirnleistung?
Eine Forschungsgruppe hat ihre Untersuchungen auf die Theorie der Aufmerksamkeitserholung aufgebaut. Die Natur hätte also sozusagen einen Erholungseffekt auf die Psyche. Das sei aber nur relevant bei besonders denk-anstrengenden Aufgaben, die sowohl nach innen als auch nach außen gerichtete Aufmerksamkeit verlangen. Dabei werden interne Ablenkungen reduziert, also zum Beispiel Gedanken, die nicht für die Aufgaben relevant sind.
Waldbaden hilft uns demnach dabei, unsere rasenden Gedanken im Kopf zu entschleunigen und uns damit eine dringend gebrauchte Erholung zu schaffen. Das kann dafür im Gegenzug unsere kognitive Leistung verbessern.
Eine interessante Pilot-Studie aus Deutschland zeigte an eine Handvoll Teilnehmer:innen einen Zuwachs an grauer Hirnsubstanz, wenn diese Zeit in der Natur verbrachten. Die Menge an Zuwachs sei etwa vergleichbar mit dem von Gedächtnistraining oder regelmäßigem Sport! Vielleicht macht uns regelmäßige Zeit in der Natur also tatsächlich schlauer!
Aufmerksamkeit und Disziplin
Bei ADS und ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom und Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung) kann die Natur Abhilfe verschaffen und die Intensität mindern. Hier wirken laut Studien schon die Grünflächen um den Wohnbereich alleine. Ins Grüne ausgerichtete Fenster sind Arbeitsplätze, an denen man sich besser konzentrieren kann. Mit Aussicht auf Bäume oder Felder ist man laut den Studien im arbeits- und akademischen Umfeld auch weniger abgelenkt.
Der Ausblick auf Natur in schlechter entwickelten Wohngegenden hat bei jungen Mädchen zu besserer Selbstdisziplin geführt. Keiner oder schlechter Zugang zur Natur auf der anderen Seite wird bei Kindern mit Hyperaktivität und schlechter Aufmerksamkeit assoziiert.
Ein Spaziergang in der Natur führt zu besseren Testergebnissen bei Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis als Bewegung in urbaner Umgebung.
Trotz all diesen positiven Ergebnissen werden hier noch mehr Studienergebnisse gebraucht, um uns abzusichern. Insbesondere in Bezug auf Aufmerksamkeit und Konzentration ist die Datenlage noch nicht auf wünschenswertem Stand.
Was bedeutet das für uns?
Die Ergebnisse zeigen uns einerseits, dass die Natur uns hilft zu erholen und sich daher besonders gut für Pausen eignet. Auch wenn es nicht überrascht: Ein Spaziergang im Park hilft uns, mehr als 15 Minuten am Handy zu scrollen, insbesondere wenn wir uns mit komplizierten und fordernden Aufgaben beschäftigen. Auch zeigen uns die Ergebnisse, wie wichtig Natur im schulischen Umfeld ist, sei es der Ausblick, Pflanzen im Klassenraum oder die Parks in der Wohngegend. Natürliche Umgebung hat einen enormen Einfluss auf die Aufmerksamkeit von Kindern und wir sollten ihnen diese Chance bieten. Wenn kein direkter Park verfügbar ist, sind Ausflüge in die Natur ein wahrhaftes Geschenk für die geistige Entwicklung von Kindern. Oft muss man Kinder gar nicht zu einem Waldbad anleiten, viel mehr kann man sich von ihnen dazu inspirieren lassen, da die kindliche Neugier und Begeisterung in ihnen steckt, die wir Erwachsenen vielleicht schon verloren haben. In allen Lebenslagen tut uns Natur gut! Auch Senior:innen profitieren geistig vom Umgang mit der Natur. Das sollte unbedingt in das Freizeitangebot und die Gestaltung von Wohnanlagen für Senior:innen einfließen und uns Familienangehörige daran erinnern, unsere älteren Verwandten in den Wald mitzunehmen.
Alles in allem: Es tut uns allen geistig gut in der Natur zu sein und sie in unserer Umgebung zu haben. Das darf nicht nur ein Aufruf an uns für mehr Waldspaziergänge, sondern auch ein Aufruf an die Stadtentwicklung für mehr Naturzugang sein!
Diesen Artikel findest du auch als Podcast im “Rich Headroom“!
Viel Spaß im Wald 🙂
Richard Staudner
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