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Mitochondrien sind billionenfach in unserem Körper vertreten. Sie sind in nahezu jeder Zelle vorhanden und spielen eine entscheidende Rolle bei der Energieproduktion. Kein Wunder also, dass Fehlfunktionen dieser Mitochondrien weitreichende Auswirkungen haben und nahezu jedes Organ betreffen können.
Von kleinen Belastungen im Alltag wie Müdigkeit bis hin zu mittlerweile gut diagnostizierbaren Erkrankungen wie Burnout, chronischer Müdigkeit, Migräne und Fibromyalgie, aber auch schwerwiegenden Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson und Alzheimer – überall sind Störungen im mitochondrialen Stoffwechsel in der Entstehung und im Verlauf solcher Erkrankungen präsent.
Teilweise entstehen diese Erkrankungen durch genetische Dispositionen, aber mittlerweile wird in der Wissenschaft immer klarer, dass unser Lebensstil die größte Verantwortung und den größten Einfluss auf die Entstehung sogenannter Mitochondriopathien hat, also Erkrankungen, an denen die Mitochondrien beteiligt oder betroffen sind. Viele Wissenschaftler und Mediziner stellen sich heute die Frage, ob es überhaupt noch Krankheiten gibt, an denen das Mitochondrium nicht beteiligt ist. In der Medizin geht man davon aus, dass etwa jeder 10.000ste Mensch von einer Mitochondriopathie betroffen ist. Berücksichtigt man jedoch, dass ein geschädigtes Mitochondrien-System eine breite Palette an gesundheitlichen Problemen verursachen kann, sollte man eher davon ausgehen, dass jeder 10. bis 25. Mensch betroffen ist. Auch diese Einschätzung wird von moderner wissenschaftlicher Seite zunehmend unterstützt.
Wenn wir uns nur in Erinnerung rufen, wie mannigfaltig die Aufgaben der Mitochondrien in unserem Körper sind – von ihrer Beteiligung im Entgiftungsprozess über die so wertvolle und lebensnotwendige Energieproduktion bis hin zur Einleitung des Zelltodes (Apoptose) – wird das ganze Ausmaß ihrer Bedeutung deutlich. Zusätzlich regulieren Mitochondrien den Kalziumhaushalt, unterstützen die Synthese von Steroidhormonen und spielen eine Rolle bei der Zellteilung und -differenzierung. Ihre Dysfunktion kann daher nicht nur zu Energieverlust führen, sondern auch zu einer Ansammlung von Schadstoffen, einer gestörten Kalziumhomöostase und letztlich zum Zelltod. Die Bedeutung eines gesunden Lebensstils, einschließlich ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Stressmanagement, kann daher nicht hoch genug eingeschätzt werden, um die Funktion der Mitochondrien zu unterstützen und die Gesundheit zu fördern.
Genetik oder Epigenetik?
Es gibt zwei Haupttypen von Mitochondriopathien: primäre und sekundäre Mitochondriopathien. Primäre Mitochondriopathien sind genetisch bedingt und werden durch Mutationen in der DNA verursacht. Das bedeutet, sie sind meist angeboren.
Sekundäre Mitochondriopathien hingegen entstehen meist durch äußere Faktoren, wie zum Beispiel bestimmte Medikamente, Umweltgifte oder andere im Laufe des Lebens erworbene Krankheiten, die die Funktion der Mitochondrien beeinträchtigen. Das Gute daran ist, dass man auf diese Faktoren relativ gut Einfluss nehmen kann. [1] Mit dieser Einflussnahme meine ich natürlich sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte. Wir können durch die Wahl unseres Lebensstils Einfluss auf die Gesundheit unserer Mitochondrien nehmen und somit auch ihre Anzahl und Leistungsfähigkeit, insbesondere bei der Energieproduktion des wichtigen Stoffes ATP (Adenosintriphosphat), beeinflussen.
Das bedeutet, dass die Wahl unserer Nahrungsmittel, die Gestaltung unserer Freizeit, die Qualität unseres Schlafes und die Häufigkeit unserer sportlichen Aktivitäten direkt die Gesundheit dieser Mini-Kraftwerke unseres Körpers beeinflussen. Lifestyle-Interventionen oder noch moderner, Biohacks wie beispielsweise Fasten, Kältetherapie, hochintensives Intervalltraining (HIIT) und Rotlichttherapie haben eine nachgewiesene Auswirkung auf das Wachstum des Mitochondriennetzwerks und beeinflussen somit biochemisch unsere Gesundheit.
Diese Methoden fördern die Biogenese von Mitochondrien, verbessern ihre Funktion und können sogar ihre Lebensdauer verlängern. Durch gezielte Maßnahmen können wir also nicht nur die Effizienz der Energieproduktion steigern, sondern auch die allgemeine Zellgesundheit und damit unsere langfristige Gesundheit und Lebensqualität positiv beeinflussen. Dies zeigt, wie bedeutend unser tägliches Verhalten und unsere Entscheidungen für die Gesundheit unserer Mitochondrien und damit für unsere gesamte körperliche und geistige Gesundheit sind.
Als Autor und Berater bin ich natürlich verstärkt an durch Lebensstil-Interventionen beeinflussbaren Erkrankungen, also an erworbenen Problemen interessiert. Wie du schon richtig vermutet hast, lege ich hier im Blog und meinem Podcast auch den Fokus genau auf diese Energiemangelsyndrome und versuche Menschen in ihrem Kampf gegen Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Motivationsprobleme zu helfen. Genetische Mitochondriopathien profitieren natürlich auch sehr von diesem Wissen, insbesondere um die quälenden Symptome im Alltag zu mildern und mehr Energie zu schöpfen, aber es bedarf hier einer noch stärkeren Vernetzung mit der Schulmedizin. Es ist hier wichtig zu erwähnen, dass behandelndes medizinisches Personal immer über Änderungen und Ergänzung in der Therapie zuvor in Kenntnis gesetzt werden muss.
Nur für Nerds: Neben den beiden Hauptgruppierungen gibt es diverse Klassifizierungssysteme für Mitochondriopathien. Das sehen wir uns kurz an. Falls dich dieses spezielle Wissen weniger interessiert, spring einfach zum nächsten Abschnitt über erworbene Erkrankungen, an denen unsere Mitochondrien beteiligt sind. Ich bin mir sicher, dass dich dieser Teil besonders interessiert.
1. Genetische Klassifizierung
Die genetische Klassifizierung von Mitochondriopathien basiert primär darauf, ob die verursachende Mutation in der mtDNA oder nDNA liegt.
Die mitochondriale DNA (kurz: mtDNA) befindet sich in den Mitochondrien, den kleinen Strukturen in unseren Zellen, die für die Energieproduktion verantwortlich sind. MtDNA wird nur von der Mutter vererbt und enthält Gene, die speziell für die Funktion der Mitochondrien wichtig sind, insbesondere für die Atmungskette, die den Hauptprozess der Energieerzeugung darstellt.
Die nukleäre DNA (kurz: nDNA) befindet sich im Zellkern und enthält den Großteil unserer genetischen Information. Diese DNA wird von beiden Elternteilen vererbt und kodiert die meisten Proteine und Enzyme, die in unseren Zellen benötigt werden, einschließlich einiger, die in den Mitochondrien verwendet werden.
2. Biochemische Klassifizierung
Die biochemische Klassifizierung richtet sich nach dem spezifischen Defekt im Energiestoffwechsel der Mitochondrien. Kurz gesagt beantwortet die Klassifizierung die Frage, in welchem Prozess der Arbeit der Mitochondrien der Fehler auftritt. Ich finde diesen Teil besonders spannend, da hier erklärt wird, wo genau im Prozess das Problem liegt. Es wird deutlich, welche Stoffwechselvorgänge biochemisch beschädigt sind oder nicht mehr funktionieren und somit den Stoffwechsel in den Mitochondrien stören.
Ein paar Beispiele:
- Defekte des Substrattransports: Probleme beim Transport von Substanzen, die die Mitochondrien zur Energieproduktion benötigen. Die Lieferkette wird einfach unterbrochen.
- Defekte der Substratnutzung: Schwierigkeiten bei der Nutzung von Substanzen, die für die Energieproduktion erforderlich sind. Der Einsatz der wertvollen Grundbausteine ist nicht mehr möglich.
- Defekte des Krebs-Zyklus: Störungen in einem zentralen Energiekreislauf innerhalb der Mitochondrien. Somit ist die Produktion der lebensnotwendigen Energiewährung ATP gestört.
- Defekte der Atmungskette: Störungen in den verschiedenen Komplexen der Atmungskette, die für die ATP-Produktion entscheidend sind. Dadurch kann der letzte Schritt der Energieproduktion nicht mehr effektiv durchgeführt werden.
3. Klinische Klassifizierung
Die klinische Klassifizierung von Mitochondriopathien richtet sich nach den betroffenen Organen und dem Verlauf der Krankheit. Dieser Ansatz zeigt, wie die Krankheit den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen beeinflusst. Es wird zwischen zwei Haupttypen unterschieden:
Einzelsystemerkrankungen: Diese betreffen hauptsächlich ein Organ. Sie können sich in vielerlei Hinsicht präsentieren und sind oft schwer zu diagnostizieren, was eine individuelle Betrachtung und Behandlung erfordert. Allerdings entwickeln sich viele dieser Erkrankungen im Verlauf zu Multisystemerkrankungen.
Multisystemerkrankungen: Diese betreffen mehrere Organsysteme gleichzeitig und führen zu einer Vielzahl von Symptomen. Sie sind komplexer und erfordern eine umfassendere diagnostische und therapeutische Herangehensweise. [2]
Diese Art der Klassifizierung verdeutlicht, dass die Schulmedizin nach wie vor stark in Organsystemen denkt und sich auf ihre eigenen Fachbereiche beschränkt. Dies führt zu Problemen bei der Behandlung von komplexen und ganzheitlichen Erkrankungen, die mehrere Organsysteme oder den gesamten Körper betreffen, wie beispielsweise das mitochondriale Netzwerk, das über den gesamten Körper verteilt ist.
Diagnostik sollte immer ganzheitlich erfolgen und sowohl die Symptome als auch das Wohlbefinden der Patienten sowie eine systemübergreifende Analyse einbeziehen. Leider werden diese Faktoren in der heutigen Standard-Diagnostik oft vernachlässigt. Deshalb fristen Mitochondropathien in der Schulmedizin noch immer ein Schattendasein. Erkrankungen wie chronische Müdigkeit oder Migräne erhalten somit keine ganzheitliche Beachtung und werden daher nicht optimal behandelt.
Was sind häufige sekundäre (erworbene) Mitochondriopathien
Mitochondriopathien, die im Laufe des Lebens erworben werden, sind häufig das Resultat von anhaltendem Stress, schlechten Ernährungsgewohnheiten und mangelnder körperlicher Aktivität. Diese Faktoren können das empfindliche Gleichgewicht unseres mitochondrialen Netzwerks erheblich stören. Im Folgenden werden spezifische Erkrankungen und Zustände beschrieben, die als sekundäre Mitochondriopathien auftreten können, darunter Burnout, Depressionen, chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS), Long Covid und das HWS-Syndrom. Diese Beispiele verdeutlichen, wie tiefgreifend und vielfältig die Auswirkungen eines geschwächten mitochondrialen Netzwerks auf unsere Gesundheit sein können. Und natürlich ist diese Liste nur ein kleiner Auszug.
Burnout
Burnout ist ein Zustand totaler Erschöpfung, sowohl emotional als auch körperlich. Er tritt häufig auf, wenn du über längere Zeit hinweg starkem Stress ausgesetzt bist, ohne ausreichend Erholung zu bekommen. Lang andauernder Stress kann die Mitochondrien schädigen. Bei einem Burnout können die Mitochondrien in deinen Zellen nicht mehr richtig arbeiten. Stresshormone und entzündliche Prozesse beeinträchtigen deren Funktion. Wenn die Mitochondrien nicht mehr genug Energie produzieren, hat das Auswirkungen auf deinen gesamten Körper und Geist.
Das mitochondriale Netzwerk weist eine hohe Resilienz auf. Das bedeutet, dass wir über Jahre, teilweise Jahrzehnte, hohen Druck und Stress aushalten können – beruflich wie privat – und unsere Mitochondrien diese Belastung kompensieren. Doch auf Dauer kann es zu Schäden kommen, und irgendwann läuft das Fass über: Wir können nicht mehr, das System streikt, und die Energiereserven sind erschöpft. Die Diagnose lautet Burnout.
Laut aktueller Ansicht ist das beste Mittel zur Behandlung von Burnout die Reduktion von Stress und ein Aufenthalt an einem Kurort mit gesunder Bewegung und Ernährung. Diese Ansätze sind sicherlich hilfreich, aber es fehlt oft das gezielte Auffüllen der Energiespeicher und die Unterstützung des mitochondrialen Netzwerks, um den Weg aus dem Burnout gesund zu bewältigen.
Depressionen
Depression ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, bei der sich Betroffene anhaltend traurig und hoffnungslos fühlen. Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben, verlieren ihren Reiz. Zusätzlich können körperliche Symptome wie Schlafstörungen und Müdigkeit auftreten.
Moderne Daten zeigen, dass Depression biochemisch nicht nur durch ein Ungleichgewicht in unseren Neurotransmittern entsteht, sondern auch ein Energiemangel in unseren Mitochondrien ein weiterer Tatort ist. Depressionen sind häufig mit einem gestörten Gehirnstoffwechsel in den Nervenzellen verbunden, was sie zu einer häufigen Begleiterscheinung von Mitochondriopathien macht. Geht es unseren Mitochondrien gut, geht es uns gut. [14]
Chronisches Erschöpfungssyndrom (kurz: CFS)
Das chronische Erschöpfungssyndrom ist eine schwerwiegende Erkrankung. Sie verursacht anhaltende Müdigkeit, die selbst nach einer Auszeit nicht besser wird. Egal wie lange man ruht, man erholt sich nie ausreichend. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten auszuführen, und leiden zusätzlich an Konzentrationsproblemen, Muskelschmerzen und Schlafstörungen. Neuere Forschung deutet darauf hin, dass CFS mit gestörten Mitochondrienfunktionen in Zusammenhang steht. Diese gestörten Funktionen beeinträchtigen die Energieproduktion in den Zellen, was zu den charakteristischen Erschöpfungssymptomen führt. Schlappe Menschen haben leider auch schlappe Mitochondrien.
Long Covid
Long Covid betrifft leider viele Menschen weltweit. Typische Symptome umfassen extreme Müdigkeit, Atemprobleme, Konzentrationsstörungen und Muskelschmerzen. Wissenschaftliche Studien legen nahe, dass gestörte Mitochondrienfunktionen eine Rolle bei Long Covid spielen könnten.
Erklärungen für Long Covid beinhalten nicht nur ein Ungleichgewicht im Immunsystem, sondern auch Probleme mit den Mitochondrien. Wenn die Mitochondrien nicht richtig arbeiten, kann das die Schwere der Covid-Erkrankung beeinflussen. Deshalb könnte der Gesundheitszustand einer Person vor der Infektion entscheidend dafür sein, wie resistent sie gegen Long Covid ist und wie schnell sie sich erholt. In Menschen mit bereits suboptimaler Mitochondrienfunktion könnte das Virus den Wirt in einen chronischen Entzündungszyklus kippen. Long Covid könnte daher als ein viral induzierter, metabolisch unausgeglichener Zustand beschrieben werden, der durch mitochondriale Dysfunktion gekennzeichnet ist. [13] Kranke Menschen haben kranke Mitochondrien.
HWS-Syndrom
Das HWS-Syndrom, auch als Halswirbelsäulen-Syndrom bekannt, ist ein umfassendes Krankheitsbild, das weit über die typischen Nacken- und Schulterschmerzen hinausgeht. Es beschreibt eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden, die durch Probleme in der Halswirbelsäule verursacht werden. Diese können nicht nur durch Fehlhaltungen oder Abnutzungserscheinungen, sondern auch nach Stürzen oder Unfällen auftreten. Ein oft übersehener Aspekt des HWS-Syndroms ist seine tiefgreifende Wirkung auf die Mitochondrien.
Probleme in der Halswirbelsäule können die Durchblutung des Gehirns und der oberen Rückenmarkregion erheblich beeinträchtigen. Eine unzureichende Blutversorgung bedeutet, dass weniger Sauerstoff und Nährstoffe zu den Mitochondrien transportiert werden, was ihre Fähigkeit zur Energieproduktion einschränkt und die Funktion der Zellen insgesamt beeinträchtigt. Zudem können chronische Entzündungen, die durch ein HWS-Syndrom hervorgerufen werden, den oxidativen Stress im Körper erhöhen. Oxidativer Stress entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien und kann die Mitochondrien direkt schädigen, indem er ihre Membranen und die DNA angreift, was zu einer Verringerung ihrer Effizienz und Energieproduktion führt.
Ein weiteres Problem, das durch ein HWS-Syndrom verursacht werden kann, ist die Kompression von Nervenwurzeln in der Halswirbelsäule. Diese Kompression kann die Nervenfunktion beeinträchtigen, was zu einer gestörten Signalübertragung zwischen dem Gehirn und anderen Körperteilen führt. Wenn die Nerven, die die Mitochondrien regulieren, betroffen sind, kann dies deren Funktion weiter negativ beeinflussen, was zu einer zusätzlichen Verschlechterung der zellulären Energieproduktion und zu weiteren gesundheitlichen Problemen führt.
Weitreichende gesundheitliche Folgen schwacher Mitochondrien
Ein geschwächtes mitochondriales Netzwerk kann zahlreiche Probleme verursachen, die den Energiehaushalt des Körpers beeinträchtigen. Schwache und kranke Mitochondrien haben ein erheblich negatives Potenzial für unsere Gesundheit und können weitreichende Folgen haben, die nicht nur mit dem Energiehaushalt in Verbindung stehen. Dazu gehören Schwerhörigkeit, eingeschränkte Sicht und Augenerkrankungen wie grauer und grüner Star, Diabetes, Alzheimer, Demenz, Parkinson und Unfruchtbarkeit. Selbst das Risiko einer Fehlgeburt ist durch mitochondriale Defizite erhöht.
Mitochondrien spielen eine zentrale Rolle in unserer Gesundheit und Leistungsfähigkeit und sollten in keiner medizinischen Analyse außer Acht gelassen werden. Es ist wichtig, bei jeder Erkrankung die Mitochondrien in Betracht zu ziehen und sich zu fragen: Wie geht es meinen Mitochondrien?
Was schädigt unsere Mitochondrien?
Umwelt- und Lifestylefaktoren wie Ernährung, körperliche Inaktivität, Infektionen und Medikamenteneinnahmen können die Mitochondrienfunktion beeinflussen. Beispielsweise können bestimmte Medikamente wie Statine die Mitochondrien schädigen und zu sekundären Mitochondriopathien führen. Leider nehmen manche Menschen 8-12 Medikamente täglich ein und stören somit ihren empfindlichen mitochondrialen Stoffwechsel. Angst, Stress und psychische Störungen können die Mitochondrienfunktion beeinflussen, zu einer Erschöpfung der mitochondrialen Energieproduktion und weiter zu sekundären Mitochondriopathien führen. [10]
Altern ist leider ein weiteres Problem, wenn es um unsere Mitochondrien geht. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich die Funktion unserer Zellkraftwerke. Dies führt zu erhöhtem oxidativem Stress und einer verminderten ATP-Produktion, was das Risiko für sekundäre Mitochondriopathien erhöht. Altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson sind oft mit mitochondrialen Dysfunktionen verbunden. [7]
Es gibt viele weitere Faktoren, die zu Schädigungen unserer Mitochondrien führen können. Diese sogenannten Mitochondrien-Killer werden wir in einem weiteren Artikel genauer untersuchen. Mit einem tieferen Verständnis dafür, was unseren Zellen schadet oder sie unterstützt, können wir einen Lebensstil gestalten, der unsere Gesundheit und die unserer Mitochondrien fördert und uns bis ins hohe Alter leistungsfähig hält. Wir dürfen niemals vergessen: Gesunde Menschen tragen gesunde Mitochondrien in sich.
Wie werden Mitochondriopathien diagnostiziert?
Die Diagnose von Mitochondriopathien ist eine große Herausforderung. Wir unterscheiden hier vor allem zwischen der klassischen schulmedizinischen Betrachtung und einer ganzheitlichen Betrachtung des Menschen im Sinne der funktionellen Medizin.
Schulmedizinischer Ansatz in der Diagnostik:
- Klinische Untersuchung: Wenn der Patient sich über verdächtige Symptome wie Muskelschwäche, neurologische Störungen, etc. beklagt, wird meist in erster Instanz eine gründliche Untersuchung und Anamnese durchgeführt.
- Elektrophysiologische und bildgebende Untersuchungen: EMG- und Nervenleitgeschwindigkeitstests bewerten Muskel- und Nervenfunktion; MRT und CT-Scans erkennen strukturelle Veränderungen.
- Biochemische Tests: Blut-, Urin- und Liquoranalysen suchen nach Stoffwechselprodukten. Erhöhte Laktatwerte können auf Mitochondriopathie hinweisen.
- Genetische Untersuchungen: Genetische Tests auf mtDNA oder nukleare DNA sind entscheidend, je nach vermuteter Vererbung.
- Muskelbiopsie: Bei unklaren Ergebnissen kann eine Muskelbiopsie typische Veränderungen wie „ragged-red fibers“ und die Aktivität mitochondrialer Enzyme zeigen.
Ganzheitlicher Ansatz:
Hier liegt der Hauptfokus auf dem Patientengespräch und der Interpretation der Symptome und Beschwerden. Eine detaillierte Betrachtung des Lebensstils des Patienten, seines Umfelds, seiner Umweltbedingungen bis hin zu sozialen Aspekten, Beruf und Belastungsniveau, sind neben anderen Faktoren, maßgeblich für die Beurteilung des Zustandes. Natürlich sind auch labordiagnostische Marker notwendig, um beispielsweise eine verminderte Produktion von ATP zu diagnostizieren oder indirekte Marker wie das für die ATP-Produktion so immens wichtige Q10 zu bestimmen. In weiteren Artikeln werden wir uns mit einer tiefgreifenden Diagnostik rund um den Energiehaushalt des Körpers beschäftigen. Die Diagnostik eines mitochondrialen Energiedefizits und einer verminderten ATP-Produktion ist mit heutiger Labortechnologie deutlich einfacher als vermutet. Leider ist sie im Praxis- und Klinikalltag kaum im Einsatz und wenig bekannt. Du vermutest es wahrscheinlich schon, die Kombination von Schulmedizin und ganzheitlichem Therapieansatz wäre aus Patientensicht natürlich das Optimum.
Wie werden Mitochondriopathien behandelt?
Der therapeutische Ansatz in der ganzheitlichen Medizin zielt darauf ab, krankhafte Mitochondrien wieder gesund zu machen und zu pflegen. Dazu gehören das Wiederauffüllen der Energiespeicher, die Vermehrung von Mitochondrien und die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit allen energierelevanten Nährstoffen in allen Systemen. Lifestyle-Interventionen, insbesondere der Umstieg auf einen gesünderen Lebensstil, sind dabei unerlässlich. Gesunder Schlaf, Ausdauer- und Kraftsport, gesundes Essen sowie Fasten und Stressmanagement spielen eine wichtige Rolle. Besonders zu Beginn einer Therapie können Nahrungsergänzungsmittel wie Q10 und Magnesium eine sekundäre Mitochondriopathie wirksam behandeln. Diese Maßnahmen helfen betroffenen Menschen, rasch wieder Wohlbefinden zu erlangen und ein gesünderes, höheres Leistungsniveau zu erreichen. [11]
Fazit
Die Vielzahl potenzieller Beschwerden bei Mitochondriopathien kann überwältigend sein. Diese Erkrankungen sind extrem komplex, da Mitochondrien in jeder Zelle unseres Körpers vorkommen und bei Funktionsstörungen erheblichen Schaden anrichten können. Während einige Mitochondriopathien unvermeidbar sind, können viele alltägliche Entscheidungen die mitochondriale Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen. Ein fundiertes Wissen darüber, was Mitochondrien nährt oder schädigt, kann helfen, das eigene Leben zu optimieren und die Gesundheit zu fördern. Mitochondrien sind eigentlich die besten Freunde des Menschen und sollten entsprechend behandelt werden. In den folgenden Artikeln werden wir uns noch tiefgründiger mit den sogenannten Mitochondrien-Killern sowie mit der Diagnostik und Optimierung unserer kleinen Zellkraftwerke beschäftigen.
Dein Performance & Health Optimizer
Richard Staudner
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Literaturverzeichnis:
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4988248/
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1046/j.1351-5101.2003.00728.x
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK482499/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26725255/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17300999/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK482341/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32992778/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37451353
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36496187/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4988248/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31325447/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3711963/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9775339/
- https://bmcpsychiatry.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12888-023-05358-8