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Waldbaden Tour Tipp #2 – Grüner See & Kreuzteich in Tragöß-Sankt Katharein

Bild von Richard Staudner
Richard Staudner

The Optimizer

Über zehn Jahre sind seit meinem letzten Besuch vergangen. Der grüne See liegt in der nahezu selben Ruhe wie damals, 2010. Glasklar, smaragdgrün und wie in meiner Erinnerung, eiskalt. 

Er zählt zu den kältesten Seen Österreichs. Und als ich ihn das letzte mal besuchte, wagte ich eine Durchquerung zu schwimmen. Ich muss gestehen, ich spreche von höchstens 30 Metern, aber auch die blieben mir verwehrt. Ohne jeglicher Kenntnis einer “Wim Hof Methode” oder sonstiger dem eiskalten Wasser trotzenden Atemtechniken, musste ich in der Mitte des Teiches aufgeben und umkehren. Das kalte Wasser durchbohrte mich bis auf das Knochenmark und drohte meine Gliedmaßen erstarren zu lassen. 

Leider werde ich dies nie wieder gut machen können, ersten besteht dafür kein Bedarf – das damalige Erlebnis war trotzdem unvergesslich – und zweitens, ist es nicht mehr erlaubt.
Ja, seit 2015 ist Schwimmen und Tauchen im Grünen See aus naturschutzrechtlichen Gründen, durch den Tourismusverband verboten. Dadurch soll der Boden des Sees vor Aufwirbelungen geschützt werden, er könnte sonst seine einzigartige Farbe verlieren. Dies ist verständlich und die Natur hat vorrang.

Über die Trauer, kein weiteres Badevergnügen zu erlangen, wurde mir noch  etwas anderes bewusst. Der Grüne See ist mittlerweile eine Tourismusattraktion. Dezent urbanisierten mit kostenpflichtigen Parkplätzen, Zigarettenstummel Häufchen an jeder Sitzmöglichkeit und mit Red Bull Dosen ausgestatteten Sonntagswanderern. Über die schmalen Wege werden Kinderwagen geschoben und hie und da, kann man “187 Strassenbande” über Handys von im Gras sich sonnenden Besuchern hören.  

Eine kleine Donauinsel mitten im steirischen Wald. Für mich, ein idyllisches Armageddon der Superlative. Waldbaden und Downshiften am Grünen See? Vergangenheit. 

Wenn auch Du, so wie ich es war, nun furchtbar enttäuscht bist, dann musst Du unbedingt weiterlesen. Denn jetzt kommt der Teil in dem sich das Blatt wendet und ein bislang furchtbar enttäuschender Waldbadetag zu einem unvergesslichen…

…aber lies selbst weiter. 

Der Kreuzteich – Mutter Naturs Bravourstück 

Laura und ich machten uns wieder auf den Weg in Richtung Startpunkt. Aber über den Weg, der am Kreuzteich vorbei führt. In der Hoffnung dort ins kühle Nass zu dürfen. 

Als wir den See erreichten, sah ich durch das Geäst einen in den See führenden Bachlauf.

Als ich näher kam, offenbarte sich mir ein Bild, welches die Natur wieder einmal in ihrer vollen Herrlichkeit zeigte. Eiskaltes Wasser, welches sich den Weg durch den Wald bahnt und still und unschuldig in diesen romantischen Teich mündet, um ein Teil von etwas Größeren zu werden. 

Leicht abgeschieden von seinem großen Bruder dem Grünen See, hat er so viel mehr zu bieten. Das nichts. Oder das Wenige. Die Ruhe vor allem.

Es waren kaum Menschen zu sehen. Liegt er ja nicht so prachtvoll smaragdgrün in der vollen Sonne, sondern ruhig und bedenkenlos im Wald. Zurückhaltend, aber mit einer tiefgründigen Kraft in seiner Stille. 

Es fehlt ihm jeglicher Pomp, den der grüne Besuchermagneten aufweist der nur wenige Minuten entfernt liegt. Kein smaragdgrünes Wasser und keine großen Liegeflächen im Gras um sich zu Sonnen. 

Mein Herz ging auf und ich fühlte, dies ist der richtige Ort für meine Meditation und meine Atemübungen. Und der Bachlauf meine Gelegenheit auf eine Abkühlung. 

In diesem Moment setzte der Regen ein, ich ließ mich aber nicht beirren und setzte meine Meditation fort. Die ersten Tropfen waren noch kühl, wenige Atemzüge später wärmte mich der Regen sogar. Also ich meine Augen öffnete, war ich nicht mehr teil des Ganzen. Dieser Ort, der Teich, der Regen, die Freude in meinem Herzen, trennten mich vom Rest der Welt. 

Ich ließ noch 30 tiefe und schnelle Atemzüge durch meinen Körper fahren, bevor ich ins Wasser stieg. Die Stelle war nicht besonders tief, aber ich kenne das von Gebirgsbächen.

Wenn man sich hinlegt, braucht es kein tiefes Wasser 🙂

Der Weg zurück zum Startpunkt, war dann die Vollendung dieses Waldbadetages.

Jeder Schritt, jeder Moment, immer mehr ein Gefühl der Freiheit. 

Der kurz zuvor noch so romantische Teich verwandelte sich in einen mystischen Ort. Regen und Nebel umhüllten ihn in einem unübertrefflichen Ensemble und gaben ihm den Anmut eines Feenlandes, wie man es nur aus “Herr der Ringe” kennt. 

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Mutter Natur bewies, wie so oft auch am Kreuzteich ihre Kunstfertigkeit und Liebe zum Detail. 

Du hast einen Tipp für einen Waldbadetag für mich? Bitte sende mir eine Email oder Kommentiere diesen Blogeintrag. 

Herzliche Grüße

Richard

“Lernt das Wasser richtig kennen, und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein”.

Sebastian Kneipp

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Richard Staudner

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