Wie du dein Immunsystem mit Waldbaden und der Natur stärken kannst

Wie du dein Immunsystem mit Waldbaden und der Natur stärken kannst

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Richard Staudner

The Optimizer

Wahrscheinlich ist es nicht notwendig zu erwähnen, wie unglaublich essentiell das menschliche Immunsystem für unser Leben ist. Ohne unser Immunsystem würden wir bei kleinsten Erkrankungen, einer Infektion oder einer Grippe sterben. Unser Immunsystem ist ein unglaublich schnelles und lernfähiges Netzwerk in unserem Körper und (hoffentlich) immer zu Diensten, wenn Bakterien, Viren und Pilze uns bedrohen. 

In diesem Beitrag geht es um die mittlerweile durch viele Studien belegte Ansicht, dass die Natur unserem Immunsystem auf verschiedene Wege helfen kann, stärker zu werden. 

Hier ist aber nicht die Rede von Heilpflanzen oder Kräutern. Vielmehr geht es um uns als Menschen in der Natur und die Zeit, die wir beispielsweise in Wäldern verbringen und welchen Einfluss dies auf unsere Gesundheit hat. 

Das menschliche Immunsystem

Um unser Wissen ein wenig aufzufrischen, wollen wir uns aber am Anfang kurz den Aufbau und die Funktionalität des Immunsystems ansehen. 

Unser Abwehrsystem im Körper besteht aus einer Vielzahl an Komponenten, damit wir bestmöglich für eine sich stets verändernde Umwelt und alle darin existierenden Lebewesen, Bakterien, Viren oder Allergene gewappnet sind. Mechanische Barrieren stoppen Keime daran, überhaupt in den Körper einzudringen, das sind zum Beispiel die Haut, die Darmwand oder Schleimhäute. Die Zellen unseres Immunsystems bekämpfen aktiv Erreger und unerwünschte Stoffe. Sie produzieren wichtige Proteine, die Antikörper, um Erreger zu erkennen und die Botenstoffe, um den restlichen Körper auf Eindringlinge aufmerksam zu machen. Diese Botenstoffe lösen so unter anderem Entzündungen aus, die bis zu einem gewissen Maß sinnvoll sind, im Übermaß aber schädlich sind. 

Ein Teil unseres Immunsystems ist unspezifisch, es schlägt Alarm, sobald Eindringlinge vorhanden sind, und bekämpft diese im besten Fall erfolgreich. Im Gegensatz zum spezifischen oder erworbenen Immunsystem, haben wir unser unspezifisches Immunsystem seit unserer Geburt. Deshalb wird es auch das angeborene Immunsystem genannt. (1)

Mit Killerzellen gegen Viren und Krebs

Zu diesem angeborenen IS gehören auch die weißen NK-Zellen, die Abkürzung steht für “Natürliche Killer Zellen”. Was sich anhört, als wäre es aus einem Hollywood Science Fiction Film entsprungen, ist tatsächlich die erste Phase der Immunantwort und besonders für die Bekämpfung von Viren wichtig. NK-Zellen können Zellen erkennen, die von einem Virus infiziert wurden und diese dann zerstören. Das ist wichtig, denn Viren machen sich in Zellen unseres Körpers häuslich und nutzen diese sozusagen als Fabrik, um Kopien von sich selbst anzufertigen und sich zu vermehren. (2)

Die NK-Zellen geben dann Stoffe in die Zielzelle ab, die diese von innen auflösen (Perforin, Granzym B). Außerdem produzieren sie Botenstoffe, die, wie wir ja schon wissen, andere Komponenten im Immunsystem aktivieren. 

Wenn Menschen einen Mangel an NK-Zellen haben, leiden sie oft unter besonders schwerwiegenden und wiederkehrenden Infektionen. (3) 

Diese NK-Zellen haben aber noch eine andere, außerordentlich wichtige Aufgabe. Sie sind an der Beseitigung von Tumorzellen beteiligt und haben die Rolle der “Immunüberwachung” von Krebs bei Menschen. Auch hier hat sich gezeigt: geringe Aktivität von NK-Zellen wird mit höherem Krebsrisiko und hingegen einer hohen Aktivität der NK-Zellen mit geringerem Risiko in Verbindung gebracht. Wenn viele NK-Zellen im Tumorgewebe sind, dann wird das mit einem positiven Ausgang der Krankheit vernetzt und steht auch in Verbindung mit besserer Reaktion auf die medikamentöse Krebstherapie. 

Daraus wurde geschlossen, dass funktionstüchtige NK-Zellen wichtig für die Bekämpfung von Tumoren und viralen Infektionen sind. Stress, Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum und Schlafmangel reduziert Gehalt oder Funktionstüchtigkeit der NK-Zellen, andere Praktiken jedoch können die gesunden Gehalte wiederherstellen, dazu zählen zum Beispiel ausreichend Schlafen, Sport und Waldbaden. (4) 

Waldbaden und NK-Zellen

Der Japaner Qing Li, vom Department of Hygiene and Public Health an der Nippon Medical School in Tokio, war einer der ersten Wissenschaftler, der den Bezug zwischen dem Wald und dem menschlichen Immunsystem erforschte. Innerhalb weniger Jahre leitete er eine Vielzahl an Experimenten, um die Wirkung von Waldbaden auf das Immunsystem zu zeigen. 

Die Praxis des Waldbadens konnte sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK) erhöhen. Auch die Stoffe in den Killerzellen (Perforin, GRN Granzym A und B) die ja notwendig sind, um betroffene Zellen zu zerstören, sind im Gehalt angestiegen. Ein ähnliches Programm in der Stadt führte jedoch nicht zu diesen positiven Effekten. Die Wirkung kann mindestens 7 Tage anhalten, bei einigen Teilnehmer:innen sogar weit länger. (5)

Die Wirkung könnte dabei wieder von den uns bereits bekannten Terpenen ausgelöst werden. Zellversuche zeigten, dass Terpene dosisabhängig die Aktivität der NK-Zellen und den Gehalt der darin enthaltenen Stoffe erhöhen. So konnten bei geschädigten Geweben gesunde Konzentrationen der NK-Zellen wiederhergestellt werden. (6) 

Auch ein paar weitere Forschungsgruppen und Metastudien beschäftigten sich mit den NK-Zellen und dem Waldbaden und fanden, dass Waldbaden vermutlich die NK-Aktivität steigern und den Gehalt an relevanten Stoffen darin erhöhen kann, wenngleich noch mehr Studien erwünscht werden. (7) 

Eine interessante Untersuchung in Ungarn fand, dass die Aktivierung der NK-Zellen durch Waldbaden im Mai nachweisbar ist, nicht aber im Jänner, sprich im Winter. Auch zeigte die Studie auf, dass vor allem die jungen, noch nicht komplett ausgereiften NK-Zellen beeinflusst werden und eventuell längere oder häufigere Ausflüge notwendig wären, um ausgereifte Zellen zu aktivieren. (8) 

Oxidativer Stress und seine Wirkung auf uns Menschen

Unser Körper ist ständig der Gefahr von Sauerstoff ausgesetzt. Ja, du hast richtig gelesen, Sauerstoff ist nicht nur Elixier des Lebens für uns Menschen, er kann in diversen Prozessen sogar Schaden in unserem Körper anrichten.

Sauerstoff selbst und seine reaktiven Abkömmlinge greifen Moleküle in unseren Körper an und können diese beeinträchtigen oder sogar schädigen. Dies nennt man oxidativen Stress. 

Es gibt verschiedene Wege, wie schädliche Abkömmlinge von Sauerstoff, wie das Superoxidradikal, entstehen können. Beispielweise UV-Strahlen oder durch Selbstoxidation von instabilen Zwischenprodukten im Körper.

Besonders bei der Energiebereitstellung in den Mitochondrien, den Treibstoffzellen unseres Körpers, entstehen viele Radikale, vor denen wir uns schützen müssen. Aber warum? Was ist das Problem mit dem oxidativen Stress? (9)

Unter anderem können diese reaktiven Moleküle unser Erbgut angreifen und dort Mutationen und DNA-Brüche bewirken. Zum Beispiel können Enzyme, Transportproteine oder auch die Membrane unserer Zellen geschädigt werden. Das kann sich unter Umständen in oxidiertem LDL zeigen, was für seine Rolle bei der Entstehung von Gefäßverkalkungen bekannt ist. 

Okay, wir wissen, es ist ein Problem. Unser Körper weiß das auch und hat deshalb einige Schutzmechanismen für uns entwickelt. 

Dazu zählen folgende Enzyme und Katalysatoren mit teilweise unaussprechlichen Namen wie Glutathion-S-Transferase, Glutathionperoxidase, Superoxiddismutase und Katalase

Außerdem gibt es einige Moleküle, die wir teilweise allzu gut kennen, wie Vitamin C, Vitamin E und andere Stoffe, die oxidativen Prozessen hilfreich entgegenwirken. Unser Körper ist permanent mit der Reparatur von bereits entstandenen Schäden beschäftigt und versucht, unser Antioxidatives-System aufrechtzuerhalten.

Die Studienlage zu unserem Antioxidativen-System und der Wirkung von Waldbaden ist überschaubar, aber durchweg positiv. Man muss hier auch zugeben, dass die Wirkung von Bäumen und der Natur auf den menschlichen Organismus nicht so einfach messbar ist wie beispielsweise die von Vitamin C.

Eine Studie zeigt, dass Waldbaden allgemein das antioxidative Potenzial erhöht. Eine Andere beispielsweise weist nur eine spezifische antioxidative Schutzwirkung, durch die Erhöhung der Glutathionperoxidase durch Waldbaden, auf.

Eine wissenschaftliche Arbeit liefert den Hinweis auf eine reduzierte Konzentration der reaktiven Sauerstoffform H2O2 (Wasserstoffperoxid). 

Zwei Studien zeigten eine ganz andere Form der Wirkung, nämlich über die Verminderung von biochemischen Abbauprodukten bei der Verstoffwechslung von Fettsäuren (Malondialdehyd). (10) 

Haut und Allergie

Mit schwacher Sicherheit könnte Waldbaden auch bei Dermatitis helfen, einer entzündlichen Hauterkrankung. Besonders bei Kindern wurde dies untersucht und hier zeigten sich positive Effekte in Bezug auf überempfindliche und allergisch reagierende Haut. Man spricht hier von der Biodiversity Hypothese, dass die Biodiversität der Stoffe im Wald das Immunsystem unterstützen könne. (11)

Interessanterweise zeigen sich positive Effekte schon während der Kindheit oder der Schwangerschaft. Wahrscheinlich sind diese auch wirkungsvoller darin, das Immunsystem zu beeinflussen, als im späteren Alter. (12)

Recovery im Krankenhaus

Eine besonders bekannte, aber bereits ältere Studie hat gezeigt, dass die Aussicht vom Krankenhausfenster einen erheblichen Einfluss auf die Genesung haben kann. So konnten Patient:innen mit Blick auf Bäume früher aus dem Krankenhaus entlassen werden, nutzen eher schwache als starke Medikamente und wurden von den Krankenpfleger:innen seltener mit negativen Stimmungen und gesundheitlicher Verfassung wahrgenommen. Es wurde Patient:innen verglichen, welche die gleiche Operation, aber aus ihrem Zimmer nur Ausblick auf eine Steinmauer hatten. Das zeigt uns, dass nicht nur die Waldstoffe, sondern auch der Anblick und die psychologischen Faktoren des Waldes und der Natur eine Wirkung auf unsere körperliche Gesundheit haben. (13)

Wenn dich diese Wirkung besonders interessiert, dann empfehle ich dir den bereits erschienenen Beitrag zum Thema Waldbaden unter dem Titel: “Wie der Wald uns heilt und gesund hält!” als Blog oder Podcast!  

Corona Pandemie (Covid 19) und die Wirkung der Natur

Mit Ausbruch der Covid Pandemie setzten sich auch Forschungsgruppen mit dem Waldbaden und viralen Erkrankungen auseinander. In Regionen Italiens fand man einen Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Pandemie und Umweltfaktoren wie der Luftverschmutzung, der Knappheit an Laubbäumen und einer mediterranen Ernährung. Solche Studien sind noch vereinzelt und geben erst geringe wissenschaftliche Sicherheit, zeigen uns aber, dass Waldbaden und Natur in der aktuellen Forschung anzukommen scheint und auch ernst genommen werden kann als medizinisch sinnvolle Anwendung. (14)

Mein Fazit zur Wirkung von Waldbaden auf unser Immunsystem

Ich denke, die wissenschaftlichen Belege sind sehr vielversprechend. Unsere Gesundheit und unser Immunsystem können sehr vom Aufenthalt im Wald profitieren. Die Natur im Allgemeinen ist für den Menschen eine Quelle der Energie und des Wohlbefindens. Die Zukunft wird dies in weiteren Studien belegen. Aber du kannst schon heute den Unterschied bei dir spürbar machen und die entschleunigende Wirkung des Waldes nutzen. Geh verstärkt in intensiven und stressigen Zeiten, oder in Zeiten von Krankheit in den Wald und bade dich in ihm und seiner Atmosphäre. Deine Stimmung und dein Wohlbefinden werden steigen und dein Immunsystem bekommt Unterstützung. 

Wie ich in vorangegangen Artikeln bereits gezeigt habe, hat der Aufenthalt im Wald gegenüber einem Park oder einer Gartenanlage einen starken Vorteil. Welche Art von Wald, welche Baumart und zu welcher Jahreszeit der Aufenthalt dort als ideal zu betrachten ist, können wir aus der aktuellen Datenlage entschlüsseln.   

Manches deutet darauf hin, dass der Frühling und Sommer die wirksamere Zeit ist, alleine durch die Blüte und den deutlich höheren Gehalt an Botenstoffen im Wald. Wie auch in der Studie aus Ungarn, rund um die natürlichen Killerzellen, zeigt sich der Mai als besonders effektiv. 

Aber trotz aller Unsicherheiten muss man sagen, der Wald wirkt zu jeder Jahreszeit. Sei es die entschleunigende und Stress regulierende Wirkung oder die allgemein gesundheitsfördernden Effekte durch Bewegung und frische Luft. 

Zum Thema Waldbaden erschienen acht verschiedene Artikel und Podcasts. Hier findest du diese aufgelistet und kannst in der von dir gewünschten Reihenfolge zwischen den einzelnen Titeln wechseln. 

Blog-Artikel:

  1. Waldbaden (Shinrin Yoku) für Körper, Geist und Seele
  2. Wie sich Waldbaden auf unsere Psyche & mentale Gesundheit auswirkt
  3. Stresslevel senken mit Waldbaden
  4. Schlauer durch Waldbaden? Wie profitiert unser Gehirn von der Natur?
  5. Wie der Wald uns heilt und gesund hält!

Podcasts (auf Youtube): 

  1. Waldbaden (Shinrin Yoku) für Körper, Geist und Seele
  2. Wie sich Waldbaden auf unsere Psyche & mentale Gesundheit auswirkt
  3. Stresslevel senken mit Waldbaden
  4. Schlauer durch Waldbaden? Wie profitiert unser Gehirn von der Natur?
  5. Wie der Wald uns heilt und gesund hält!

Unter denselben Titeln findest du diese Podcasts auf allen gängigen Podcast-Plattformen (zb Spotify, Apple Podcast, etc.) 

Ich sende dir energiereiche Grüße

Dein Optimizer 
Richard Staudner

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(1-4) Löffler, 2007 Deng et al., 2021

(5-6) Li, 2010

(7) Andersen et al., 2021; Antonelli et al., 2021; Rajoo et al., 2020; Stier-Jarmer et al., 2021

(8) Peterfalvi et al., 2021 

(9) Löffler, 2007

(10) Hansen et al., 2017; Wen et al., 2019

(11-12) Antonelli et al., 2021; Stier-Jarmer et al., 2021

(13) Ulrich, 1984 

(14) Roviello and Roviello, 2021

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Richard Staudner

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