Bild eines einzelnen Fingers, auf dem ein Bluttropfen zu sehen ist. Es soll der fingerstich dargestellt werden um Eisen oder Zucker bspw. zu messen

Eisenmangel erkennen: Wie du deine Eisenwerte richtig analysierst

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Richard Staudner

The Optimizer

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In meinem ersten Artikel zu Eisen hast du erfahren, wie wichtig der Mineralstoff für dein Wohlbefinden und Energieniveau sein kann. Fragst du dich nun, wie du überprüfen kannst, ob der Eisenhaushalt in deinem Körper optimal ausgeglichen ist? Labordiagnostik klingt immer so aufwändig und kompliziert, aber glücklicherweise sind die wichtigsten Eisenwerte typischerweise Teil eines Standard-Blutbildes, das bei einem Arztbesuch durchgeführt wird. 

Wenn du Symptome hast, die auf einen möglichen Eisenmangel hindeuten, kann oft bereits ein einfaches Blutbild ausreichen, um eine Diagnose zu stellen, ohne dass zusätzliche Untersuchungen notwendig sind. Gehen wir gleich ans Eingemachte! 

Welche Eisenwerte gibt es?

Einen einzigen „ultimativen Eisenwert“, der deinen Eisenhaushalt vollständig abbildet, gibt es nicht. Der Ferritinwert, der den Eisenspeicher widerspiegelt, hat sich jedoch als der aussagekräftigste Wert etabliert und wird von den meisten Ärzten und Therapeuten bevorzugt herangezogen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, deinen Eisenstatus zu beurteilen – und wir schauen uns alle relevanten Werte Schritt für Schritt an. Jeder der vorgestellten Werte hat eine spezifische Aussagekraft und kann je nach individuellem Fall herangezogen werden.

Eisen-Messwert 1: Der Hb-Wert

Sind deine roten Blutzellen mit ausreichend Sauerstoff versorgt?

Der Hb-Wert, oder Hämoglobin-Wert, ist ein Maß dafür, wie viel Hämoglobin in deinem Blut vorhanden ist. Hämoglobin ist ein wichtiges Protein in den roten Blutkörperchen, das für den Transport von Sauerstoff von den Lungen zu den anderen Teilen deines Körpers verantwortlich ist. Es spielt eine wichtige Rolle dabei, deinen Körper mit dem notwendigen Sauerstoff zu versorgen, den er für alle Funktionen benötigt.

Ein gesunder Hb-Wert ist entscheidend für deine allgemeine Gesundheit. Wenn dein Hämoglobin-Wert normal ist, bedeutet das, dass deine roten Blutkörperchen effizient arbeiten, um Sauerstoff zu transportieren und Kohlendioxid aus deinem Körper zu entfernen. Ist der Hb-Wert jedoch zu niedrig, kann das auf eine Anämie hindeuten, was bedeutet, dass dein Körper nicht genug Sauerstoff bekommt. Dies kann zu Symptomen wie Müdigkeit, Blässe und Kurzatmigkeit führen.

Ärzte messen den Hb-Wert (Hämoglobin), um den Zustand deines Blutes zu beurteilen und mögliche Erkrankungen wie Anämie zu diagnostizieren oder auszuschließen. Ein einfacher Bluttest reicht aus, um deinen Hb-Wert zu bestimmen und wertvolle Einblicke in deine Blutgesundheit zu gewinnen.

Die Einschränkung des Hb-Werts

  • Der Hb-Wert kann zudem durch die Wasserzufuhr einer Person beeinflusst werden. Bei Dehydration kann der Hb-Wert künstlich erhöht erscheinen, da das Blutvolumen geringer ist und somit das Hämoglobin konzentrierter erscheint. Umgekehrt kann eine eine zu hohe Wasserzufuhr den Hb-Wert künstlich senken.
  • Obwohl ein niedriger Hb-Wert auf Anämie hinweist, kann er nicht die spezifische Ursache der Anämie bestimmen. Anämie kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, wie Eisenmangel, Vitamin-B12-Mangel oder chronische Krankheiten. Weitere Tests sind erforderlich, um die genaue Ursache zu ermitteln.
  • Der Hb-Wert reagiert nicht schnell auf akute Blutverluste oder akute medizinische Zustände. Er kann normal bleiben, bis eine signifikante Menge an Blut verloren gegangen ist, was bei der Diagnose von Notfallsituationen eine Herausforderung darstellen kann. Der Grund darin liegt, dass dein Körper bis zum Schluss um jeden Preis die lebenswichtigen roten Blutkörperchen mit Sauerstoff versorgen will. Genau hier kommt Ferritin ins Spiel… [1,2]

Eisen-Messwert 2: Ferritin

Wie viel Eisen hast du gespeichert?

Ferritin ist ein Protein in deinem Körper, das die Speicherung von Eisen ermöglicht. Dein Körper kann auf diesen Speicher zugreifen, wenn er Eisen benötigt. Dieses Protein gibt einen guten Hinweis darauf, wie viel Eisen sich insgesamt in deinem Körper befindet.

Ein normaler Ferritinwert ist ein Zeichen dafür, dass dein Körper über ausreichende Eisenvorräte verfügt. Diese Vorräte sind wichtig, denn Eisen wird nicht nur für den Sauerstofftransport im Blut benötigt, sondern auch für viele andere lebenswichtige Prozesse, wie die Energieproduktion und die Funktion des Immunsystems.

Wenn der Ferritinwert zu niedrig ist, kann das ein frühes Anzeichen für einen Eisenmangel sein, selbst bevor andere Symptome wie eine Anämie auftreten. Dieser Zustand kann zu Erschöpfung, Schwäche und einer verminderten Immunität führen. Auf der anderen Seite kann ein zu hoher Ferritinwert auf eine Eisenüberladung hinweisen, was ebenfalls gesundheitsschädlich ist und Zustände wie Herzprobleme, Leberschäden oder Diabetes verursachen kann.

Ärzte messen den Ferritinwert ebenfalls durch einen einfachen Bluttest, der helfen kann, den Eisengehalt in deinem Körper zu bewerten und zu überwachen.

Einschränkung des Ferritin-Werts

  • Ferritin ist ein Akute-Phase-Protein, was bedeutet, dass sein Spiegel bei Entzündungen im Körper ansteigen kann. Dies kann den Ferritinwert künstlich erhöhen, selbst wenn ein Eisenmangel vorliegt, was die Diagnose erschwert.
  • Niedrige Ferritinwerte deuten auf einen Mangel an Eisenspeichern hin, aber normale oder erhöhte Werte garantieren nicht, dass kein Eisenmangel besteht
  • Zustände wie Lebererkrankungen können ebenfalls den Ferritinwert erhöhen, unabhängig vom Eisengehalt des Körpers. [3]

Eisen-Messwert 3: Transferrin

Der Transferrin-Wert beantwortet die Frage: Wie effizient transportiert dein Körper Eisen zu den Zellen, die es benötigen?

Transferrin ist ein weiteres wichtiges Protein in deinem Blut, das sich mit der Eisenverteilung beschäftigt. Der körpereigene Lieferdienst, der Eisen dort hinbringt, wo es im Körper gebraucht wird. Transferrin bindet und transportiert Eisen aus den Speichern zu den Zellen, die es für Prozesse wie die Hämoglobinproduktion benötigen.

Ein normaler Transferrinwert ist wichtig, denn er zeigt, dass dein Körper effizient Eisen transportiert, was für die Gesundheit deiner roten Blutkörperchen und somit für die Sauerstoffversorgung deines gesamten Körpers essentiell ist.

Zu niedrige Transferrinwerte können auf eine Eisenüberladung oder möglicherweise auf eine Unterfunktion der Leber hinweisen, da die Leber für die Produktion von Transferrin verantwortlich ist. Ein erhöhter Transferrinwert kann dagegen ein Zeichen für Eisenmangel sein, da der Körper versucht, die Effizienz des Eisentransports zu maximieren, um die verfügbaren Eisenreserven besser zu nutzen.

Ähnlich wie bei Ferritin und Hämoglobin messen Ärzte den Transferrinwert durch einen Bluttest, um die Eisenverteilungsfunktion im Körper zu überprüfen und um bei der Diagnose von Zuständen wie Anämie oder Eisenmangel bzw. -überladung zu helfen.

Einschränkungen des Transferrin-Werts

  • Transferrinwerte können auf Veränderungen im Eisenstatus des Körpers reagieren und dadurch die Diagnose erschweren. Bei Eisenmangel kann der Körper die Produktion von Transferrin erhöhen, um die Eisenversorgung zu verbessern, was ohne Berücksichtigung anderer Indikatoren zu Missverständnissen führen könnte.
  • Nicht nur Eisenmangel, sondern auch andere Zustände wie chronische Entzündungen oder Lebererkrankungen können die Transferrinwerte beeinflussen. Erhöhte oder verringerte Werte können daher nicht immer eindeutig auf Probleme mit dem Eisenhaushalt hinweisen. [4, 5, 6]

Die Kombination macht’s möglich

Jeder dieser Werte allein ist von begrenztem Nutzen, da er nur einen Teilaspekt beleuchtet und durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden kann, die zu Fehlinterpretationen führen.

Erst die Kombination dieser Werte ermöglicht es, ein umfassendes Bild der Eisenversorgung und Blutgesundheit zu erhalten. Zusammen helfen sie, die Ursachen von Anämien genauer zu diagnostizieren und zwischen verschiedenen Arten von Eisenmangelzuständen zu unterscheiden, wie z.B. klassischer Eisenmangel, Eisenmangelanämie und entzündungsbedingte Anämien.

Die folgende Tabelle bietet in diesem Kontext eine grobe Übersicht:

Gemessener WertNormbereich – FrauenNormbereich – MännerEisenmangelEisenmangelanämieEntzündungsbedingte Eisenmangelanämie
Hb-Wert (g/dl)12,3-15,314,0-17,5normal oder etwas niedrigniedrigniedrig
Ferritin (µg/l)10-15030-300niedrigniedrignormal bis erhöht
Transferrin-Sättigung (tf-Sat/TfS)16-45%niedrig oder normalniedrigniedrig

[7, 8]

Weitere sinnvolle Eisenwerte in der Labordiagnostik

Neben den bisher vorgestellten Hauptwerten gibt es weitere Parameter im Blut, die im Rahmen moderner Messmethoden Aufschluss über spezifische Aspekte der Blutgesundheit und des Eisenstoffwechsels geben. Diese zusätzlichen Tests helfen, ein noch detaillierteres Bild der Blutgesundheit zu erhalten und spezifische Probleme zu identifizieren.

Eisen-Messwert 4: Hypochrome Erythrozyten

Wie viele deiner roten Blutzellen haben weniger Hämoglobin als normal?

Hypochrome Erythrozyten sind rote Blutzellen, die weniger Hämoglobin enthalten, als sie sollten. Dieser Wert ist besonders wichtig, um festzustellen, ob du an einer spezifischen Form der Anämie leidest, die durch Eisenmangel verursacht wird. Ein hoher Anteil an hypochromen Erythrozyten zeigt an, dass viele rote Blutzellen nicht genügend Hämoglobin tragen, um effektiv Sauerstoff zu transportieren. [9]

Eisen-Messwert 5: Retikulozytenhämoglobin

Wie viel Hämoglobin enthalten deine jungen roten Blutzellen?

Retikulozyten sind junge rote Blutzellen, die gerade aus dem Knochenmark in den Blutkreislauf freigesetzt wurden. Das Retikulozytenhämoglobin gibt an, wie viel Hämoglobin diese jungen Zellen enthalten. Ein niedriger Wert kann ein frühes Zeichen für Eisenmangel sein, oft noch bevor andere Symptome oder Veränderungen in den etablierten Eisenparametern wie Ferritin oder Hb-Wert sichtbar werden. [10]

Eisen-Messwert 6: Löslicher Transferrinrezeptor

Wie stark ist der Bedarf deiner Zellen an Eisen?

Der lösliche Transferrinrezeptor ist ein Protein, das auf der Oberfläche von Zellen vorkommt, die Eisen benötigen. Dieser Wert steigt an, wenn der Körper mehr Eisen benötigt, wie es typischerweise bei Eisenmangel der Fall ist. Ein erhöhter Spiegel an löslichem Transferrinrezeptor kann daher auf einen ungedeckten Eisenbedarf hinweisen, selbst wenn andere Eisenwerte normal erscheinen.

Eisen-Messwert 7: Zinkprotoporphyrin

Wie effektiv kann dein Körper Eisen in Hämoglobin einbauen?

Zinkprotoporphyrin ist ein Molekül, das in roten Blutkörperchen gebildet wird, wenn nicht genug Eisen vorhanden ist, um Häm zu bilden, den eisenhaltigen Teil des Hämoglobins. Ein hoher Wert an Zinkprotoporphyrin ist ein Zeichen dafür, dass dein Körper Schwierigkeiten hat, Eisen für die Hämoglobinproduktion zu verwenden, was häufig auf einen Eisenmangel oder andere Störungen im Eisenmetabolismus hinweist. [11]

Kann man Eisenwerte selbst überprüfen?

Theoretisch ist es möglich, deinen Eisenstatus selbst zu überprüfen, allerdings mit gravierenden Einschränkungen. Hier sind einige Optionen, wie du das versuchen kannst:

Eisen-Schnelltests aus der Drogerie

Eisen-Schnelltests aus der Drogerie bieten eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, bestimmte Eisenwerte wie Ferritin selbst zu messen. Diese Heimtest-Kits, die bereits für wenige Euro erhältlich sind, verwenden in der Regel eine kleine Blutprobe, die mittels Fingerstich entnommen wird. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Tests nur eine grobe Orientierung bieten und keine professionelle Diagnose ersetzen. Ergebnisse können ungenau oder unvollständig sein, weshalb bei Verdacht auf einen Eisenmangel immer eine ärztliche Abklärung erfolgen sollte.

Eisen-Bluttest-Kits, die an ein Labor geschickt werden

Eisen-Bluttest-Kits, die an ein Labor geschickt werden, ermöglichen eine laborchemische Analyse zur Bestimmung des Ferritinspiegels. Ähnlich wie bei Schnelltests wird mit einer Lanzette eine kleine Blutprobe entnommen. Diese Probe wird jedoch mit einer vorfrankierten Versandtasche an ein Labor geschickt. Die Kosten liegen in der Regel zwischen 20 und 80 Euro, wodurch diese Tests zwar teurer, aber auch genauer sind als einfache Schnelltests. Trotzdem können sie mit einer klassischen Labordiagnostik in einem zertifizierten Labor nicht vollständig mithalten, da solche Labore umfangreichere und präzisere Analysen bieten, die oft zusätzliche relevante Werte wie den Hb-Wert (Hämoglobin), Transferrin oder CRP (Entzündungsmarker) berücksichtigen. 

Aufzeichnung von Symptomen mit Apps

Digitale Gesundheitsdienste bieten die Möglichkeit, Symptome zu protokollieren und auszuwerten, die auf einen möglichen Eisenmangel hinweisen könnten. Obwohl diese Apps keine direkte Messung des Eisenstatus ermöglichen, können sie helfen, ein Bewusstsein für mögliche Probleme zu entwickeln und den Bedarf für eine genauere Überprüfung durch medizinisches Fachpersonal zu erkennen. Eine gute Labordiagnostik bleibt nicht erspart. 

Hinweis: Obwohl diese Methoden mit wenig Aufwand verbunden sind, sollten Sie nur als potenzielles Indiz betrachtet werden. Wie bereits erwähnt ist die Diagnose eines Eisenmangels/-überschusses relativ komplex, sodass du die Genauigkeit und Vollständigkeit einer professionellen medizinischen Untersuchung nie eigenständig ersetzen kannst. 

Auch hier ist wichtig zu beachten, dass eine starke Regelblutung oder regelmäßiges Blutspenden zu erheblichen Eisenverlusten führen kann. Wenn eines von beiden auf dich zutrifft, solltest du regelmäßig zumindest den Ferritinwert im Labor überprüfen lassen – idealerweise unter der Betreuung von Fachpersonal.

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Richard Staudner

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Bibliography:

  1. https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/85839/WHO_NMH_NHD_MNM_11.1_eng.pdf?sequence=22
  2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37372704/
  3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7004332
  4. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22546612/
  5. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31503510/
  6. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22868798/
  7. https://www.gesundheit.gv.at/labor/laborwerte/blutbild/ferritin.html
  8. https://register.awmf.org/assets/guidelines/025-021l_S1_Eisenmangelanaemie_2021-11.pdf
  9. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22505531/
  10. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36975734
  11. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23420187/

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