Das Spiel mit den Reizen: Floating Tank & Dunkelretreat 

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Richard Staudner

Der Optimizer

Während einige Personen schon durch sowas wie ein warmes Bad mit Lavendelduft den Stress des Alltags hinter sich lassen können, suchen andere nach intensiven, teilweise sogar spirituellen Wegen der Tiefenentspannung. Dieser Weg kann etwas radikaler sein als Badeschaum und benötigt so etwas wie Sensory Deprivation, also die Einschränkung der Sinne, die man nur durch vollkommene Stille und Dunkelheit erreicht. Damit kann man endlich der stetigen Reiz-Überflutung des Alltags entkommen und tiefgreifende Ruhe erfahren.

Unter den wenigen Praktiken, die eine außergewöhnlich starke Reduktion von äußeren Einflüssen und damit eine intensive Tiefenentspannung versprechen, stechen Floating und Dunkelretreats hervor. Diese beiden Therapieformen sind nicht neu – trotzdem erfahren Floating und Dunkelretreats heute eine Renaissance und können das Reizniveau schneller senken als andere Praktiken. Aber keine Sorge, das gelegentliche Schaumbad darf natürlich trotzdem noch sein.

Tiefenentspannung durch Schwerelosigkeit

Floating, auch bekannt als Isolationstank-Therapie oder sensorische Deprivations-Therapie, ist eine Form der Entspannung, die durch das Liegen in einem speziell konstruierten Tank oder einem Becken, gefüllt mit einer gesättigten Mischung aus Epsom-Salz und Wasser, erreicht wird. Dieses Wasser wird auf Hauttemperatur gehalten, wodurch man das Gefühl der Schwerelosigkeit und eine absolute sensorische Reduzierung erfährt.

Mit dem Fortschritt in der Erforschung der menschlichen Psychologie und Neurologie hat sich gezeigt, dass Floating erhebliche Vorteile für das Stressmanagement und die mentale Förderung bietet. Wenn man in einem Floating-Becken liegen, wird man von den gewohnten sensorischen Reizen ihrer Umwelt nahezu vollkommen isoliert. Man findet sich selbst schwerelos, nahezu frei von Geräuschen und bei angenehm gedämpftem Licht wieder. Es ermöglicht eine tiefe Entspannung, indem es die Anzahl und Intensität der sensorischen Informationen, die unser Gehirn ständig verarbeitet, drastisch reduziert. Dieser Zustand der sensorischen Deprivation ermöglicht es dem Gehirn, in einen Zustand der Ruhe und Entspannung einzutreten, der sonst nur schwer zu erreichen ist.

Was sind die zahlreichen Vorteile von Floating?

Das Schweben in salzhaltigem Wasser stimuliert das parasympathische Nervensystem, verantwortlich für Entspannung, Erholung und Regeneration, wodurch Stress abgebaut wird. In diesem Zustand der Entspannung kann der Körper den Selbstheilungsprozess initiieren und sein inneres Gleichgewicht wiederherstellen. Es wird nicht nur die Ausschüttung von Stresshormonen reduziert, sondern auch die Ausschüttung von Endorphinen, den natürlichen „Glückshormonen“ des Körpers, gefördert. Studien zeigen, dass regelmäßiges Floaten die Symptome eines Burnouts reduzieren kann.

Darüber hinaus bietet Floating eine einzigartige Gelegenheit für Selbstreflexion und geistige Klarheit. Es kann uns in Bewusstseinszustände bringen, die wir sonst ohne psychedelische Substanzen oder lange Meditationserfahrung nur schwer erreichen würden. Ohne äußere Ablenkungen wird der Geist freigesetzt, um in einen meditativen Zustand zu gleiten, in dem man einen Zugang zu seinen Gedanken, Gefühlen und inneren Erfahrungen hat. Durch das tiefe Erleben beim Floating können wir uns unserer Stressquellen bewusster werden und lernen, effektiv damit umzugehen.

Floating weckt auch unsere Kreativität und lässt uns tief in unser Gedächtnis eintauchen, wodurch wir mehr über uns selbst erfahren. Floating ist daher ein starkes Werkzeug, um Probleme zu lösen, Stress zu managen und unsere mentale Stärke zu fördern, da es uns die Chance gibt, äußere Reize stark zu minimieren und uns intensiv mit uns selbst auseinanderzusetzen.

Selbst bei chronischen und stressbedingten Schmerz ist Floating eine wirkungsvolle Maßnahme, wie viele Publikationen zeigen. So kann es bei Schmerzen der Gelenke, der Wirbelsäule aber auch den Muskeln, wie es bei Fibromyalgie der Fall ist, helfen. Neben der entspannenden Komponente kann auerdem die Zusammensetzung des Wassers sogar bei Hautproblemen wie Psoriasis oder Neurodermitis helfen. 

Wenn das nach dem Kurz-Urlaub deiner Träume klingt, dann schau doch einfach mal, ob Floating in deiner Heimatstadt angeboten wird und versuche es einfach. Ich persönlich möchte dieses wertvolle Tool in meinem Leben nicht mehr missen. 

Dunkelretreats: Eine Reise ins Innere Selbst

Dunkelretreats gehen noch einen Schritt weiter als Floating, denn der Prozess erstreckt sich meistens über einen deutlich längeren Zeitraum. Die Nutzung von Dunkelheit für den Schlaf ist eine logische und natürliche Praktik, um sich zu entspannen und zu erholen. Wir wissen ja bereits, wie wichtig der zirkadiane Rhythmus für unsere körperliche und geistige Gesundheit ist. Dunkelretreats hingegen stellen einen unerwarteten und tiefgreifenden Kontrast zum herkömmlichen Tag-Nacht-Rhythmus dar. Sie entführen uns in eine Welt der absoluten Dunkelheit, abgeschnitten von der Außenwelt und ihren endlosen Ablenkungen. Die Dauer kann von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen reichen.

In einem vollkommen dunklen Raum, frei von jeglichem Licht, ohne sozialen Kontakt und störenden Lärm, wird man mit seiner eigenen Gedankenwelt konfrontiert. Geräte wie Fernseher, Smartphone oder Musikanlage sind nicht erlaubt und selbst Aktivitäten wie Duschen etc. müssen in völliger Dunkelheit erfolgen. Das klingt mit Sicherheit nicht immer einfach, verspricht aber auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung zu werden.

Was ist das Ziel von einem Dunkelretreat?

Das Ambiente eines Dunkelretreats ist minimalistisch und auf das Wesentliche beschränkt, um Ablenkungen zu minimieren. Die Einrichtung besteht in der Regel aus einem einfachen Bett oder einer Schlafmatte, Tisch und Stuhl und Meditationskissen. Diese Reduktion auf das Wesentliche fördert das vollständige Abkoppeln von der Außenwelt. In manchen Retreats werden Mahlzeiten in den Raum gebracht, in anderen versorgen sich die Teilnehmer:innen selbst. Ziel ist es, eine Umgebung zu schaffen, die Selbstreflexion, Meditation und persönliche Transformation in einer ablenkungsfreien Umgebung fördert.

In Dunkelretreats steht die sensorische Deprivation, die vollkommene Abschottung von äußeren Reizen, im Vordergrund. Die Abwesenheit visueller Stimulation ermöglicht es dem Geist, sich neu auszurichten und intensivere innere Erfahrungen zu machen. Teilnehmer:innen erfahren oft eine gesteigerte Wahrnehmung ihrer Gedanken und Gefühle, was zu tiefen, introspektiven Einsichten führt. Diese störungsfreie Umgebung fördert tiefe Meditation und emotionale Verarbeitung, was oft zu spirituellen Erkenntnissen und verbesserter mentaler Gesundheit beiträgt. Durch die Konzentration auf innere Prozesse ohne externe Ablenkungen hat sich das Dunkelretreat als wertvolles, therapeutisches Mittel für innere Heilung etabliert.

Dunkelretreats als spirituelle Praktik

Die Idee hinter Dunkelretreats bzw. Floating ist nicht neu. Die Worte sind vielleicht recht trendy, aber das Konzept „Dunkelheit zur Stressreduktion“ gibt es schon seit Ewigkeiten! Historisch gesehen wurden ähnliche Praktiken in vielen spirituellen Traditionen angewendet, von buddhistischen und christlichen Mönchen bis hin zu indigenen Stämmen, die Perioden der Dunkelheit und Isolation für spirituelle Erfahrungen und Selbsterkenntnis nutzen.

Heute bieten Retreat-Zentren, Klöster sowie Therapeut:innen und Coaches Dunkelretreats an, um Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung und beim Stressmanagement zu unterstützen. Die wissenschaftliche Forschung zur Nutzung von Dunkelretreats oder Dunkeltherapie ist bisher begrenzt. Das bedeutet, dass wir darauf angewiesen sind, diese Praktiken selbst zu erproben, um ihre Wirkungen zu verstehen. 

Licht und Dunkelheit als Energiespender bzw. Reflexionsmöglichkeit

Das Licht, das als Symbol des Lebens und der Aktivität steht, und die Dunkelheit, die für Rückzug und Reflexion steht, verkörpern die Dualität unserer Existenz. Diese umfasst die Balance zwischen Aktivität und Ruhe sowie zwischen äußerem Handeln und innerer Einkehr. Das bewusste Pendeln zwischen diesen Zuständen entspricht unserem evolutionären Erbe und fördert ein Leben, das unserer biologischen Prägung entspricht. Dies ist nicht nur wesentlich, um unsere körperliche Gesundheit zu erhalten, sondern bietet auch die Möglichkeit, mental und seelisch zu wachsen. Indem wir auf diese Balance achten, können wir ein ganzheitlich gesundes und erfülltes Leben führen. 

Worauf sollte man bei der Suche nach einem Dunkelretreat achten?

Die Suche nach einem idealen Ort für ein Dunkelretreat wird dank der Vielzahl an Online-Angeboten bald erfolgreich sein. Achte bei der Auswahl des Standorts darauf, dass du dich bereits im kostenlosen Erstgespräch vollkommen wohl und gut aufgehoben fühlst. Ein Dunkelretreat sollte in einer Atmosphäre stattfinden, das sowohl angenehm als auch passend ist – ein umgebautes Hotelzimmer in einem Ferienort erfüllt diese Kriterien meistens eher nicht. Suche nach einem Ort, der Ruhe ausstrahlt und speziell für solche Retreats konzipiert wurde, um für dich die bestmögliche Erfahrung zu gewährleisten.

Fazit

Dunkelretreats und Floating-Tanks bieten eine einzigartige Möglichkeit, sich von äußeren Reizen zu lösen und tief in die eigene Gedankenwelt einzutauchen. In der völligen Dunkelheit entsteht Raum für Selbstreflexion, emotionale Heilung und spirituelles Wachstum. Wer bereit ist, sich auf diese intensive Erfahrung einzulassen, kann nicht nur mal ein paar Tage abschalten, sondern daraus auch längerfristig wertvolle Erkenntnisse für ein bewussteres Leben gewinnen.

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