BMI – Was der Body Mass Index wirklich misst (und was nicht)

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Richard Staudner

Der Optimizer

Der Body Mass Index, kurz BMI, gehört zu den bekanntesten Gesundheitsmarkern weltweit. Er ist leicht zu berechnen, in der medizinischen Praxis fest verankert und wird oft zur Einschätzung von Übergewicht oder Adipositas herangezogen. Doch wie aussagekräftig ist er wirklich – gerade für leistungsorientierte Menschen, die nicht in Durchschnittskategorien passen?

In diesem Artikel erfährst du, was der BMI leisten kann, wo seine Grenzen liegen und warum er für High Performer oft zu kurz greift.

Was ist der BMI überhaupt?

Der BMI setzt das Körpergewicht ins Verhältnis zur Körpergröße und folgt einer einfachen Formel: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Index in Kategorien unterteilt, etwa in Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht und verschiedene Stufen der Adipositas. Diese Werte helfen, gesundheitliche Risiken in der Bevölkerung schnell einzuschätzen und präventive Maßnahmen abzuleiten.

Die Einfachheit dieses Modells ist auch seine Stärke. Der BMI lässt sich ohne technische Hilfsmittel oder Labordiagnostik berechnen, ist weltweit standardisiert und erlaubt Vergleiche über Länder und Altersgruppen hinweg. Genau deshalb ist er seit Jahrzehnten ein bewährtes Screening-Instrument in der öffentlichen Gesundheitsversorgung.

Laut WHO gelten folgende Grenzwerte für den BMI:

BMIKategorieErklärung
< 18,5UntergewichtErhöhtes Risiko für Mangelerscheinungen, geschwächtes Immunsystem
18,5 – 24,9NormalgewichtIdealer Bereich bei durchschnittlicher Körperzusammensetzung
25 – 29,9ÜbergewichtLeicht erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen bei zu hohem Fettanteil
30 – 34,9Adipositas Grad IMedizinisch behandlungsbedürftig, Risiko für Bluthochdruck, Diabetes etc.
35 – 39,9Adipositas Grad IIDeutlich erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen
≥ 40Adipositas Grad IIISchwere Adipositas, oft mit massiven Einschränkungen im Alltag verbunden

Der BMI lässt sich ohne Labor, ohne Technik und ohne Vorkenntnisse berechnen – das macht ihn zum beliebtesten Screening-Werkzeug der Welt.

Wie wird der BMI berechnet 

Offizielle-BMI-Formel: BMI = Körpergewicht (kg) ÷ [Körpergröße (m)]²

Ein Beisiel: Eine Person hat 80kg bei 1,80m Größe

SchrittBerechnungErgebnisErklärung
1. Körpergröße zum Quadrat1,80 × 1,803,24Größe wird mit sich selbst multipliziert
2. Gewicht durch Größe²80 ÷ 3,2424,7Gewicht wird durch das Quadrat der Größe geteilt
3. Ergebnis = BMI24,7BMI liegt im Bereich „Normalgewicht“

Wo der BMI an seine Grenzen stößt

Trotz seiner Einfachheit hat der BMI gravierende Schwächen – vor allem bei Menschen, die viel Sport treiben oder mit dem klassischen Durchschnitt wenig zu tun haben.

Erstens: Der BMI unterscheidet nicht zwischen Muskel- und Fettmasse. Ein Kraftsportler mit viel Muskelmasse wird laut BMI häufig als übergewichtig oder sogar adipös eingestuft, obwohl sein Körperfettanteil optimal ist und keine Gesundheitsrisiken bestehen.

Zweitens: Der BMI macht keine Aussage über die Fettverteilung im Körper. Dabei ist viszerales Bauchfett, das sich um die inneren Organe lagert, ein bedeutender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Entzündungen – unabhängig vom Gesamtkörpergewicht.

Drittens: Wichtige Einflussgrößen wie Geschlecht, Alter und Fitnesszustand bleiben unberücksichtigt. Frauen haben biologisch mehr Fettmasse als Männer. Mit dem Alter steigt der Fettanteil und sinkt die Muskelmasse – selbst bei gleichem Gewicht. Und fitte Menschen mit kräftiger Muskulatur sind schlicht schwerer, ohne dass das etwas mit „Übergewicht“ im klassischen Sinne zu tun hat.

Beispiel aus der Praxis

Ein sportlicher Mann mit 95 Kilogramm und 1,80 m Körpergröße erreicht einen BMI von 29,3 – laut WHO „Übergewicht“. Sein Körperfettanteil liegt bei 10 %, seine VO₂max ist überdurchschnittlich, seine Regeneration top. Hier zeigt der BMI ein scheinbares Risiko an, wo in Wahrheit Höchstleistung und Balance vorliegen.

Was sagt die aktuelle Forschung zum BMI?

Eine neue Studie, veröffentlicht 2025 im Journal of the American Medical Association (JAMA), bestätigt, dass der BMI bei der Mehrheit der Bevölkerung durchaus ein zuverlässiger Indikator ist. In der Studie wurden Daten von 2.225 US-amerikanischen Erwachsenen im Alter von 20 bis 59 Jahren analysiert. Dabei zeigte sich, dass 98,4 % der Personen, die gemäß BMI als adipös eingestuft wurden (BMI ≥ 30 kg/m²), auch tatsächlich einen erhöhten Körperfettanteil aufwiesen, bestätigt durch DEXA-Scans oder andere Messmethoden.

Die Studienautoren betonen dennoch, dass der BMI nicht als alleiniger Gesundheitsmarker genutzt werden sollte – vor allem nicht bei Athlet:innen, Menschen mit hoher körperlicher Belastung oder älteren Menschen. Die Kombination aus BMI, Taillenumfang, Körperfettmessung und metabolischen Markern liefert deutlich präzisere Aussagen. (1)

Welche Werte sind sinnvoller? – Ein Blick auf BIA-Daten

Die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) misst die Körperzusammensetzung deutlich differenzierter als der BMI. Hier ein Überblick über relevante Werte:

ParameterIdealbereich MännerIdealbereich FrauenBedeutung
Körperfettanteil10–20 %18–28 %Zu hoher Fettanteil erhöht Risiko
Muskelmasse> 33 % des Körpergewichts> 24 % des KörpergewichtsAussage über Leistungsfähigkeit
Viszeralfett-Wert< 12< 12Fett im Bauchraum – metabolisch riskant
Wasseranteil55–65 %50–60 %Wichtig für Zellfunktion & Stoffwechsel
Phasenwinkel> 6,5> 5,5Zellgesundheit & Regenerationskraft

Diese Werte erlauben eine echte Standortbestimmung: Wie ist dein Körper aufgebaut? Wie regenerationsfähig bist du? Und wie effizient läuft dein Energiestoffwechsel?

Fazit: BMI ist ein sinnvolles Tool – aber manchmal unpassend

Der BMI hat seinen Platz, besonders in der allgemeinen Medizin und Prävention. Doch wer individuell denkt, wer sich optimieren will – ob sportlich, mental oder energetisch – braucht bessere Tools. Körperfettanalyse, viszerales Fett, Entzündungsparameter, HRV und VO₂max liefern ein echtes Bild.

Wenn du wissen willst, wie dein Körper wirklich performt – dann reicht ein Taschenrechner nicht aus.

Sources: 

  1. Aryee EK, Zhang S, Selvin E, Fang M. Prevalence of Obesity With and Without Confirmation of Excess Adiposity Among US Adults. JAMA. Published online April 17, 2025. doi:10.1001/jama.2025.2704

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