Insulin: Ein Schlüssel zu mehr Vitalität im Alltag

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Richard Staudner

Der Optimizer

Insulinresistenz wird von vielen Menschen missverstanden. Doch dabei handelt es sich um eine regelrechte Volkskrankheit, denn die weltweite Prävalenz liegt zwischen 15,5 und 46,5 %.  [1,2,3]
Ich möchte dir ganz einfach erklären, wie Insulin funktioniert und bewährte Maßnahmen zeigen, wie du die begehrte Insulinsensitivität beibehältst!

Die Funktion von Insulin

Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird und eine zentrale Rolle in deinem Stoffwechsel spielt. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, indem es Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Zellen transportiert. Dort wird die Glukose entweder direkt zur Energiegewinnung genutzt oder als Reservestoff gespeichert.

Eine hilfreiche Metapher:

Wenn du isst, strömt neuer Treibstoff (Glukose) in die Blutbahnen der Stadt. Das Insulin-Logistikunternehmen wird sofort aktiv: Es schickt seine Transporter los, um den Treibstoff einzusammeln und an die Fabriken zu verteilen. Ohne Insulin würde der Treibstoff nutzlos durch die Straßen (Blutbahnen) fließen, während die Fabriken (Zellen) gleichzeitig einen Energiemangel erleiden – eine paradoxe Situation!

Je effizienter das Insulin-Logistikunternehmen arbeitet, desto besser funktioniert die gesamte Stadt. Wird das Unternehmen jedoch überfordert (wie bei Insulinresistenz), staut sich der Treibstoff in den Straßen, während die Fabriken auf Sparflamme arbeiten müssen. Das Ergebnis: Eine Stadt, die trotz reichlich vorhandenem Treibstoff nicht richtig funktioniert – genau wie ein Körper, der sich müde und energielos fühlt, obwohl eigentlich genug Glukose vorhanden wäre.
Aber Insulin macht noch mehr: Es fördert auch die Aufnahme von Aminosäuren in die Zellen, unterstützt die Proteinsynthese und hemmt den Abbau von Fetten. All diese Prozesse sind entscheidend für deinen Energiehaushalt und dein allgemeines Wohlbefinden.

Insulin und die Energieproduktion: Ein fein abgestimmtes System

Wenn du isst, besonders kohlenhydratreiche Mahlzeiten, steigt dein Blutzuckerspiegel an. Als Reaktion darauf schüttet deine Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses sorgt dafür, dass die Glukose in die Zellen gelangt, wo sie in den Mitochondrien  in Energie umgewandelt wird. Der Prozess der Energiegewinnung in den Mitochondrien ist unerlässlich: Hier wird die Glukose durch eine Reihe komplexer biochemischer Reaktionen, bekannt als Zitratzyklus und Atmungskette, in ATP (Adenosintriphosphat) umgewandelt. ATP ist die universelle Energiewährung deines Körpers und treibt nahezu alle energieabhängigen Prozesse an.

Ein gesunder Insulinspiegel führt zu:

  • Stabilen Blutzuckerwerten
  • Effizienter Energieproduktion in den Zellen
  • Einem ausgeglichenen Energieniveau über den Tag hinweg
  • Verbesserter Proteinsynthese und Muskelaufbau
  • Optimaler Nutzung von Nährstoffen

Das Problem: Insulinresistenz

Leider kann dieses fein abgestimmte System aus dem Gleichgewicht geraten. Wenn du über lange Zeit hinweg zu viele schnell verdauliche Kohlenhydrate zu dir nimmst, kann dein Körper überfordert werden. Die Zellen werden weniger empfindlich gegenüber Insulin – man spricht von Insulinresistenz.

Bei Insulinresistenz:

  • …benötigt dein Körper mehr Insulin, um den gleichen Effekt zu erzielen
  • …bleibt dein Blutzuckerspiegel länger erhöht
  • …haben deine Zellen Schwierigkeiten, Energie effizient zu nutzen
  • …kann es zu einer Überproduktion von Insulin kommen (Hyperinsulinämie)
  • …steigt das Risiko für Typ-2-Diabetes und andere gesundheitliche Probleme

Die Folge: Du fühlst dich müde, antriebslos und erlebst häufige Energieschwankungen. Insulinresistenz kann auch zu vermehrter Fetteinlagerung führen, was wiederum das Problem verstärkt – ein Teufelskreis entsteht.

Insulin messen im Labor

Idealerweise erfolgt die Insulinmessung nüchtern, also nach mindestens 8–12 Stunden ohne Kalorienzufuhr. Der Normbereich liegt typischerweise zwischen 2–25 µU/ml, wobei Werte über 10 µU/ml nüchtern bereits als Hinweis auf eine beginnende Insulinresistenz gewertet werden können – abhängig vom Labor und der klinischen Situation.

Ein erhöhter Nüchtern-Insulinwert kann bedeuten, dass der Körper bereits vermehrt Insulin ausschütten muss, um den Blutzuckerspiegel im Normalbereich zu halten. Das ist ein frühes Zeichen für eine gestörte Glukoseverwertung und kann langfristig zu metabolischen Störungen führen, auch wenn der Blutzucker noch unauffällig erscheint.

Wichtig: Die Aussagekraft des Insulinwerts ist besonders hoch, wenn nüchtern gemessen wird und keine akuten Infekte, starker Stress oder Medikamente (z. B. Kortison) den Wert beeinflussen. Auch eine kohlenhydratreiche Ernährung vor der Messung kann den Wert erhöhen.

Hier ist der ergänzende Abschnitt zum HOMA-Index, passend als direkter Anschluss an den vorherigen Teil über die Insulinmessung:

HOMA-Index berechnen

Der HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) ist ein einfaches Rechenmodell zur Einschätzung der Insulinsensitivität. Er kombiniert den Nüchternblutzucker (in mg/dl oder mmol/l) mit dem Nüchterninsulin (in µU/ml) zu einem aussagekräftigen Wert.

Berechnung:

  • Bei Blutzucker in mg/dl:
    HOMA-IR = (Nüchterninsulin × Nüchternblutzucker) / 405
  • Bei Blutzucker in mmol/l:
    HOMA-IR = (Nüchterninsulin × Nüchternblutzucker) / 22,5

Interpretation (Richtwerte):

  • < 1,0 → sehr gute Insulinsensitivität
  • 1,0 – 2,0 → normal
  • > 2,0 → Hinweise auf Insulinresistenz
  • > 2,5–3,0 → deutlich erhöhte Insulinresistenz (je nach Quelle)

Ein erhöhter HOMA-Index ist oft ein Frühwarnzeichen für eine beginnende Stoffwechselstörung – noch bevor sich erhöhte Nüchternzuckerwerte oder Symptome zeigen. Er eignet sich besonders zur Verlaufskontrolle bei Lifestyle-Veränderungen, Fasteninterventionen oder therapeutischer Ernährung.

Wie du deine Insulin-Sensitivität erhöhen kannst

Die gute Nachricht ist: Du kannst aktiv Einfluss auf deine Insulinsensitivität nehmen und damit deinen Energiehaushalt verbessern. Hier einige praktische Tipps:

  1. Weniger essen

Eine offensichtliche, aber einfache und wirksame Methode zur Verbesserung deiner Insulinsensitivität ist es, insgesamt weniger zu essen. Durch die Reduzierung deiner Gesamtkalorienzufuhr gibst du deinem Körper die Chance, effizienter mit Insulin umzugehen. Wenn du kleinere Portionen zu dir nimmst, muss dein Körper weniger Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Dies kann dazu beitragen, dass deine Zellen wieder sensibler auf Insulin reagieren. Versuche, deine Mahlzeiten bewusst zu verkleinern und auf unnötige Snacks zwischen den Mahlzeiten zu verzichten. Viele Menschen denken, dass Fasten der allgemeinen Kalorienrestriktion überlegen ist. Doch in einer aktuellen Studie stellte man fest, dass es kaum Beweise dafür gibt, dass intermittierendes Fasten wirksamer ist als eine tägliche Kalorienrestriktion für die Insulinempfindlichkeit. [4]

  1. Achte darauf, was du isst

Surprise! Surprise! Nicht nur die Menge, sondern auch die Zusammensetzung deiner Ernährung spielt eine wichtige Rolle für deine Insulinsensitivität. Hier sind einige Dinge, die du beachten kannst:

  1. Iss weniger Kohlenhydrate und Zucker: Raffinierte Kohlenhydrate und Zucker führen zu schnellen Blutzuckeranstiegen und hoher Insulinausschüttung. Reduziere den Konsum von Weißbrot, Süßigkeiten, Softdrinks und anderen zuckerhaltigen Lebensmitteln. Falls du viele Kohlenhydrate isst, dann trink etwas Apfelessig. (mehr dazu im nächsten, dritten Tipp)
  2. Priorisiere komplexe Kohlenhydrate: Diese werden langsamer verdaut und führen zu einem sanfteren Anstieg des Blutzuckerspiegels. Gute Quellen sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse.
  3. Erhöhe deinen Ballaststoffkonsum: Lösliche Ballaststoffe können die Insulinsensitivität verbessern. Du findest sie in Hafer, Leinsamen, Beeren und vielen Gemüsesorten.
  4. Achte auf ausreichend Protein: Proteine helfen, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und können die Insulinsensitivität verbessern. 
  5. Diese 3  Supplements sind einen Versuch Wert

Einige natürliche Nahrungsergänzungsmittel haben in Studien vielversprechende Ergebnisse zur Verbesserung der Insulinsensitivität gezeigt. Hier sind drei, die du in Betracht ziehen könntest:

  1. Apfelessig: Eine klinische Studie aus dem Jahr 2023 kam zu dem Schluss, dass der tägliche Konsum von Apfelessig Menschen mit Typ-2-Diabetes dabei helfen kann, ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren und ihre Cholesterinwerte zu verbessern. Du könntest versuchen, täglich einen Esslöffel Apfelessig in einem Glas Wasser zu dir zu nehmen. [5] Insbesondere bei kohlenhydratreichen Mahlzeiten können 2 bis 6 Teelöffel eine wichtige Rolle spielen. [6]
  2. Zimt: Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl Menschen mit Insulinresistenz als auch solche mit relativ normalen Insulinwerten von einer Ergänzung mit Zimt profitieren können. Zimt kann die Insulinsensitivität erhöhen und den Insulinspiegel senken. Du könntest Zimt in dein Müsli streuen oder als Nahrungsergänzungsmittel zu dir nehmen. [7]
  3. Grüner Tee: Eine Überprüfung aus dem Jahr 2013 ergab, dass grüner Tee in hochwertigen Studien den Nüchtern-Insulinspiegel signifikant senken konnte. Nebenbei hat Grüntee noch viele andere bemerkenswerte Vorteile. Denke jedoch daran, dass selbst grüner Tee Koffein enthält. Koffein hat eine überraschend lange Halbwertszeit. Trinke ihn daher am besten Vormittags. [8]
  4. Bewegung

Regelmäßige körperliche Aktivität ist einer der effektivsten Wege, um deine Insulinsensitivität zu verbessern. Bewegung hilft deinen Muskeln, Glukose effizienter aufzunehmen, was den Insulinbedarf senkt. Außerdem kann Sport dazu beitragen, überschüssiges Körperfett abzubauen, was ebenfalls die Insulinsensitivität verbessert.

Besonders motivierend: Eine interessante Studie, wie unmittelbar sich Bewegung auf unseren Körper auswirken kann. Die Forscher untersuchten, wie sich eine einzige Trainingseinheit auf die Insulinempfindlichkeit bei Menschen mit Übergewicht auswirkt. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Schon nach dieser einen Trainingseinheit reagierten die Blutgefäße der Teilnehmer besser auf Insulin. [9]

Fazit: Dein Weg zu mehr Energie

Den perfekten Insulinhaushalt zu erreichen, ist keine einfache Aufgabe. Es erfordert Geduld, Ausdauer und manchmal auch ein bisschen Experimentierfreude. Die gute Nachricht ist: Jeder kleine Schritt zählt. Und du kannst viele Schritte gleichzeitig machen. Ob du heute eine Portion Pommes weniger isst, einen Spaziergang um den Block machst oder deinen Kaffee mit Zimt statt Zucker verfeinerst – all das sind Siege auf deinem Weg zu mehr Energie.

Bibliography:

  1. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/
  2. https://diabetesjournals.org/
  3. https://journals.plos.org/
  4. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/
  6. https://www.researchgate.net/
  7. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/
  8. https://www.sciencedirect.com/
  9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/

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