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Die Schilddrüse spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel und beeinflusst viele lebenswichtige Körperfunktionen. Deshalb sind Schilddrüsenmarker in der Regel Bestandteil der meisten Blutuntersuchungen – insbesondere dann, wenn es um Energiemangel oder chronische Müdigkeit geht.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen abläuft, welche Tests wirklich wichtig sind und wie auch Cofaktoren wie Jod und Selen im Labor geprüft werden können.
Symptome wie anhaltende Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Stimmungsschwankungen können auf eine Schilddrüsenfehlfunktion hinweisen, aber sie überschneiden sich oft mit Anzeichen anderer gesundheitlicher Probleme. Um die Schilddrüse als Ursache sicher zu identifizieren, sind spezifische Tests notwendig, die ein genaues Bild ihrer Funktion liefern.
Gängige Diagnosemethoden für Schilddrüsenerkrankungen
Klassische Labordiagnostik deiner Schilddrüsenhormone:
- TSH-Test: Misst das Thyreoidea-stimulierende Hormon im Blut. Der Haupttest für Schilddrüsenfunktion (Ist jedoch nicht zwingend Teil des kleinen oder großen Blutbildes!)
- Freies T4: Bestimmt die Menge des aktiven Thyroxins im Blut, gibt Einblick in die Hormonproduktion.
- Freies T3: Ergänzender Test, vor allem relevant bei Verdacht auf Hyperthyreose.
- Thyroid-Antikörper-Tests: Nachweis spezifischer Antikörper zur Identifikation von Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse.
Schilddrüsen-Unterfunktion diagnostizieren
Wie bereits im letzten Artikel beschrieben, kann die Schilddrüse sowohl eine Unter- als auch eine Überfunktion entwickeln. Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) erfolgt in der Regel über die Messung des TSH-Werts (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) im Blut. Nach schulmedizinischen Richtlinien spricht man von einer Unterfunktion, wenn der TSH-Wert über dem Normbereich liegt, häufig ab etwa 4,0 μIU/mL. Allerdings zeigen neuere Erkenntnisse, dass bereits Werte ab 2,5 μIU/mL mit einer eingeschränkten Schilddrüsenfunktion in Verbindung gebracht werden können, besonders wenn Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme oder Kälteempfindlichkeit vorliegen.
Klinische Hypothyreose | Subklinische Hypothyreose | |
Schilddrüsenhormonwerte | Deutlich niedrige T3 und T4 Spiegel | Normal bis leicht erniedrigte T4 Spiegel, erhöhtes TSH |
Symptome | Müdigkeit, Frösteln, Gewichtszunahme, Trockene Haut, Haarausfall, Verlangsamung der Herzfrequenz | Leichte oder keine Symptome, möglicherweise leichtes Frösteln oder Müdigkeit |
Diagnose | Bluttests zeigen niedrige Hormonspiegel und erhöhtes TSH | TSH leicht erhöht bei normalen T3/T4 Werten |
Behandlung | Hormonersatztherapie notwendig | Behandlung abhängig von Symptomen, Risikofaktoren und TSH-Werten |
Langzeitfolgen | Kann bei Nichtbehandlung zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen | Geringeres Risiko als bei klinischer Hypothyreose, aber Überwachung bzw tiefgründige Diagnostik empfohlen |
Eine fundierte Diagnose erfordert daher nicht nur die TSH-Bestimmung, sondern auch die Messung der freien Schilddrüsenhormone (fT3 und fT4) sowie, wenn nötig, die Bestimmung von Antikörpern (wie TPO-Antikörpern), um autoimmune Ursachen wie Hashimoto-Thyreoiditis auszuschließen.
Schilddrüsen-Überfunktion diagnostizieren
Während eine Unterfunktion den Stoffwechsel verlangsamt, führt eine Überfunktion zu einer beschleunigten Stoffwechselaktivität. Symptome wie Nervosität, Schlaflosigkeit, Gewichtsverlust, Herzrasen und übermäßiges Schwitzen sind typisch. Aber wie wird eine Hyperthyreose im Labor diagnostiziert?
1. TSH-Wert als erster Indikator
Auch bei der Untersuchung der Schilddrüsenüberfunktion beginnt die Diagnostik in der Regel mit der Bestimmung des TSH-Werts. Im Gegensatz zur Hypothyreose, bei der der TSH-Wert erhöht ist, zeigt eine Hyperthyreose meist einen stark verminderten oder nicht nachweisbaren TSH-Wert an. Dies liegt daran, dass die Schilddrüse so viele Hormone produziert, dass die Hypophyse die TSH-Produktion herunterreguliert.
2. Messung der freien Schilddrüsenhormone (fT3 und fT4)
Um die Überfunktion zu bestätigen, wird anschließend die Konzentration der freien Schilddrüsenhormone fT3 (freies Trijodthyronin) und fT4 (freies Thyroxin) gemessen. Bei einer Hyperthyreose sind beide Werte – vor allem das fT3 – erhöht. Besonders eine sogenannte T3-Toxikose, eine spezielle Form der Hyperthyreose, zeichnet sich durch sehr hohe fT3-Werte aus.
3. Schilddrüsenantikörper zur Ursachenabklärung
Um die Ursache der Hyperthyreose zu identifizieren, werden zusätzlich Schilddrüsenantikörper untersucht. Ein hoher TRAK-Wert (TSH-Rezeptor-Antikörper) weist oft auf Morbus Basedow hin, eine Autoimmunerkrankung, die zu einer Überfunktion führt. Auch TPO-Antikörper oder Thyreoglobulin-Antikörper können gemessen werden, um autoimmunologische Ursachen zu erkennen.
Aufwändigere schulmedizinische Testverfahren
Schilddrüsenszintigrafie
Die Schilddrüsenszintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem ein schwach radioaktives Isotop eingesetzt wird, um die Schilddrüse sichtbar zu machen und ihre Funktion zu beurteilen. Durch die Szintigrafie lässt sich erkennen, ob bestimmte Bereiche der Schilddrüse aktiver oder weniger aktiv sind („heiße“ oder „kalte“ Knoten), was Hinweise auf eine mögliche Über- oder Unterfunktion gibt.
Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA)
Die Feinnadelaspirationsbiopsie (FNA) ist eine Methode zur Gewebeentnahme, die eingesetzt wird, um Schilddrüsenknoten genauer zu untersuchen. Hierbei wird mithilfe einer sehr feinen Nadel eine kleine Gewebeprobe entnommen, um sie im Labor auf Gut- oder Bösartigkeit zu prüfen. Diese Untersuchung liefert wichtige Informationen, insbesondere wenn Schilddrüsenknoten auffällig sind und ein erhöhtes Risiko für eine bösartige Veränderung besteht.
Schilddrüsen-Heimtests: Was taugen sie wirklich?
Schilddrüsen-Heimtests sind heutzutage leicht zugänglich und versprechen einfache Diagnosen, ohne dass man das Haus verlassen muss. Doch was können diese Tests wirklich leisten?
1. Günstige Heimtests aus dem Drogeriemarkt
In Drogerien sind Testkits erhältlich, die oft sehr preiswert sind. Diese Tests beschränken sich jedoch meistens nur auf die Messung der TSH-Konzentration im Blut und erkennen lediglich Werte über 5 μIU/mL als auffällig. Dadurch werden leichte Schilddrüsenunterfunktionen häufig nicht erkannt, was zu falschen negativen Ergebnissen führen kann. Zudem werden die wichtigen Hormone T3 und T4 bei diesen Tests nicht gemessen, was ihre Aussagekraft stark einschränkt. Insgesamt sind diese Tests daher für eine zuverlässige Schilddrüsendiagnostik unbrauchbar.
2. Umfangreichere Heimtests von spezialisierten Anbietern
Es gibt auch Firmen, die umfassendere Heimtests anbieten, die bequem nach Hause geliefert werden. Diese Tests sind teurer, aber sie messen auch die Hormone T3 und T4. Allerdings besteht bei der Selbstanwendung ein gewisses Risiko für Fehler, und die Verwendung von Trockenblutproben kann zu geringerer Präzision führen, insbesondere bei der Bestimmung empfindlicher Werte wie Hormonen.
3. Zukunftspotential, aber auch Herausforderungen
Schilddrüsen-Heimtests sind sicherlich eine interessante Option für die Zukunft, insbesondere wenn es um unkomplizierte Gesundheitsüberwachung geht. Sie bieten den Vorteil, dass man das Haus nicht verlassen muss. Allerdings ist ihre Genauigkeit aktuell noch nicht vergleichbar mit der umfassenden Untersuchung in einem Labor. Gerade unter Berücksichtigung möglicher Anwendungsfehler und der Einschränkungen bei der Probenqualität bleibt die Messung im Labor – unter Einhaltung aller Standards – der Goldstandard.
Fazit: Laboruntersuchung bleibt der Goldstandard
Obwohl Schilddrüsen-Heimtests bereits einiges an Convenience bieten, sind sie oft nicht so präzise wie die gründliche Untersuchung beim Hausarzt oder Endokrinologen. Wer auf genaue Ergebnisse angewiesen ist, sollte daher weiterhin auf eine professionelle Diagnostik setzen.
Wichtige Cofaktoren für eine gesunde Schilddrüse
Bei einer ganzheitlichen Schilddrüsendiagnostik spielen nicht nur die Hormone eine Rolle, sondern auch verschiedene Cofaktoren, die über die Nahrung zugeführt werden müssen. Diese Cofaktoren sind entscheidend dafür, dass die Schilddrüse die Hormone T3 und T4 überhaupt produzieren kann. Zu den wichtigsten zählen Jod, Selen und die Aminosäure Tyrosin.
- Jod ist der Hauptbestandteil der Schilddrüsenhormone. Ohne ausreichend Jod kann die Schilddrüse weder T3 noch T4 bilden.
- Selen unterstützt die Umwandlung des weniger aktiven T4 in das biologisch aktive T3 und schützt die Schilddrüse durch antioxidative Enzyme vor Schäden.
- Tyrosin, eine Aminosäure, bildet das Grundgerüst für die Schilddrüsenhormone und ist unverzichtbar für deren Synthese.
Diese Nährstoffe sind daher essenziell, um die Schilddrüse in ihrer Funktion optimal zu unterstützen und eine ausgewogene Hormonproduktion sicherzustellen.
Wie wird Jod am besten gemessen?
Um den Jodstatus zu bestimmen, gibt es verschiedene Methoden, jede mit eigenen Vor- und Nachteilen:
1. Jodmessung im Serum
Die Messung des Jodgehalts im Serum ist nur bedingt sinnvoll, da die Werte stark von der letzten Jodaufnahme abhängen und stark schwanken. Diese Unzuverlässigkeit macht sie für die langfristige Beurteilung ungeeignet.
2. Jodmessung im Vollblut
Die Jodmessung im Vollblut liefert stabilere Ergebnisse als die im Serum, bleibt jedoch ebenfalls hinter den besten Methoden zurück, insbesondere für eine verlässliche Langzeiteinschätzung.
3. Jodmessung im Urin [1]
Die Jodbestimmung im Urin ist die genaueste Methode, da Jod größtenteils über den Urin ausgeschieden wird, was die im Urin ausgeschiedene Menge direkt mit der Jodaufnahme korrelieren lässt. Es gibt hierbei zwei Varianten:
- Einzel-Urinprobe: Diese Variante ist anfällig für tageszeitliche Schwankungen und gibt daher nur einen groben Überblick über den Jodstatus.
- 24-Stunden-Sammelurin: Die Jodmessung im 24-Stunden-Sammelurin ist die verlässlichste Option, da alle Urinproben eines gesamten Tages gesammelt werden. Durch das Sammeln über 24 Stunden werden tageszeitliche Schwankungen ausgeglichen, was zu einem umfassenden und präzisen Bild der Jodversorgung führt.
Wie wird Selen am besten gemessen?
Selen ist ein wichtiger Cofaktor für die Schilddrüsenfunktion, insbesondere bei der Umwandlung von T4 in das aktive T3 und dem Schutz der Schilddrüse vor oxidativem Stress. Es gibt verschiedene Methoden, um den Selenstatus zu bestimmen, jede mit ihren Vor- und Nachteilen:
1. Selenmessung im Serum
Die Messung von Selen im Serum ist eine verbreitete Methode, jedoch spiegelt sie hauptsächlich die kurzfristige Aufnahme wider und bietet keinen zuverlässigen Einblick in die längerfristige Selenversorgung des Körpers. Diese Methode liefert also eher eine Momentaufnahme und ist daher vor allem zur Erkennung eines akuten Selenmangels geeignet.
2. Selenmessung im Vollblut
Die Messung des Selengehalts im Vollblut bietet eine bessere Möglichkeit, den langfristigen Selenstatus zu beurteilen. Sie erfasst sowohl das zelluläre als auch das extrazelluläre Selen, wodurch sie einen stabileren und umfassenderen Überblick über die Versorgung des Körpers bietet. Diese Methode ist besonders hilfreich, um die langfristige Selenaufnahme einzuschätzen.
3. Selenoprotein P [2]
Eine besonders präzise Methode zur Einschätzung des Selenstatus ist die Messung von Selenoprotein P. Selenoprotein P ist ein Transportprotein, das den Selenspiegel im Körper widerspiegelt. Da es direkt die Selenverfügbarkeit für die Zellen widerspiegelt, bietet diese Methode einen sehr zuverlässigen Einblick in die tatsächliche Selenversorgung und ist besonders wertvoll, wenn es um die Beurteilung einer möglichen Unterversorgung geht. Die Konzentration von Selenoprotein P korreliert eng mit der Menge an bioverfügbarem Selen und gibt daher einen besseren Hinweis auf die Verfügbarkeit von Selen für die Gewebe.
4. Selenmessung im Haar
Eine weitere, jedoch weniger häufig genutzte Methode ist die Messung des Selens im Haar. Diese kann Hinweise auf die längerfristige Selenzufuhr geben, wird jedoch selten verwendet, da viele externe Faktoren (wie Haarpflegeprodukte) die Ergebnisse beeinflussen können und die Aussagekraft somit eingeschränkt ist.
Wie wird Tyrosin gemessen?
Zur Bestimmung des Tyrosinstatus gibt es verschiedene Methoden:
1. Messung im Blut (Plasma oder Vollblut)
Die Messung von Tyrosin im Blut ist die gängigste Methode, um den Status dieser Aminosäure zu bestimmen. Die Plasmamessung gibt einen guten Überblick über den aktuellen Tyrosinspiegel, während die Vollblutmessung zusätzlich die zellulären Anteile erfasst und somit eine umfassendere Einschätzung ermöglicht. Beide Methoden bieten eine verlässliche Bewertung der Tyrosinversorgung und sind besonders nützlich, wenn ein Mangel vermutet wird.
2. Messung im Urin
Auch eine Urinmessung ist möglich, jedoch weniger verbreitet. Die Tyrosinwerte im Urin können stark von der aktuellen Ernährung beeinflusst werden und sind daher weniger stabil und weniger aussagekräftig als Blutuntersuchungen.
Fazit
Die Gesundheit der Schilddrüse ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren, das eine ganzheitliche Betrachtung erfordert. Eine genaue Diagnose umfasst nicht nur die Bestimmung der Schilddrüsenhormone, sondern auch die Messung wichtiger Cofaktoren wie Jod, Selen und Tyrosin. Diese Nährstoffe sind essenziell für eine gesunde Hormonproduktion und Schilddrüsenfunktion.
Schilddrüsen-Heimtests bieten zwar eine praktische Möglichkeit der Erstkontrolle, doch sie ersetzen nicht die Genauigkeit und Tiefe einer professionellen Laboruntersuchung. Wer auf eine zuverlässige Diagnose angewiesen ist, sollte daher weiterhin auf eine fundierte Labordiagnostik setzen – insbesondere, um die Ursachen von Symptomen wie Müdigkeit, Gewichtsschwankungen oder Nervosität gezielt zu identifizieren.
Regelmäßige Kontrollen und eine ausgewogene Nährstoffzufuhr sind entscheidend, um die Schilddrüse und damit den gesamten Stoffwechsel im Gleichgewicht zu halten.
Bleib gesund und voller Energie,
Dein Optimizer
Richard Staudner
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Literatur:
- Dunn, J., Crutchfield, H., Gutekunst, R., & Dunn, A. (1993). Two simple methods for measuring iodine in urine.. Thyroid : official journal of the American Thyroid Association, 3 2, 119-23 . https://doi.org/10.1089/THY.1993.3.119.
- Saito Y. (2021). Selenium Transport Mechanism via Selenoprotein P-Its Physiological Role and Related Diseases. Frontiers in nutrition, 8, 685517. https://doi.org/10.3389/fnut.2021.685517